Wenn man 24 Tage unterwegs ist, erlebt man so Einiges. Man trifft verschiedenste Menschen, erforscht zig Örtlichkeiten, genießt massenweise kulinarische Köstlichkeiten und trinkt viel zu viel. So ist es definitiv unmöglich alles so zu beschreiben, dass jedes Erlebnis seine entsprechende Würdigung bekommt.
Die folgende Reisebeschreibung ist ein Versuch, den "Nichtteilnehmenden" zumindest einen kleinen Eindruck zu vermitteln.
Georgien auf einer größeren Karte anzeigen
10.Februar
Die folgende Reisebeschreibung ist ein Versuch, den "Nichtteilnehmenden" zumindest einen kleinen Eindruck zu vermitteln.
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10.Februar
Die Reise beginnt, wie so oft, am Erfurter Hauptbahnhof. Freitagnachmittag, blauer Himmel, Sonnenschein. Alles wunderbar. So wunderbar, dass wir fast die Abfahrt des Zuges auf dem Bahnhofsvorplatz verquatschen. Aber zum Glück nur fast.
Das erste Ziel soll Ludwigsfelde sein. Dank der winterlichen Wetterbedingungen scheint ein Spiel in diesem Ort als einzige Option für die Abendgestaltung. Um sicher zu gehen, habe ich mir im Vorfeld die Telefonnummer vom Präsidenten des Ludwigsfelder FC notiert und ihm auf gut Glück mal eine SMS geschickt. Und siehe da...wenig später erhalte ich eine Antwort: das Spiel findet statt. Somit können wir die Weiterreise entspannt angehen und dabei schon das ein oder andere Kaltgetränk genießen.
Nach Ankunft in Ludwigsfelde besuchen wir erstmal die örtliche Kaufhalle und stocken unseren Reiseproviant wieder auf. Allerdings sorgt der Backstand für leichte Verstimmung. Haben die Brandenburger keine eigenen Bäcker und müssen unbedingt der Zeiss-Bäckerei eine Plattform geben? Skandalös!Aber wir wollen ja zum Fussball.
Ludwigsfelder FC II - FSV Wachow/Tremmen, Testspiel
Am Ortsrand findet auf dem Nebenplatz (natürlich Kunstrasen) des Waldstadions ein Testspiel zwischen der 2. Mannschaft des Ludwigsfelder FC und dem FSV Wachow/Tremmen statt. Insgesamt 3 weitere Menschen sind gekommen, um sich das Spektakel anzusehen. Es endet 3-1, inklusive einer persönlichen Begrüßung durch einen Mannschaftsbetreuer. Amateurfussball olé!
Zum Abpfiff sind wir dann auch schon halb eingefroren und froh darüber, unsere Körper wieder ausgiebiger zu bewegen. Zurück zum Bahnhof und weiter mit der Bahn gen Berlin-Schönefeld. Am Flughafen bleibt dann noch ausreichend Zeit zum Entspannen, Trinken und Umschauen. Einen unserer Blicke erwidert Herr Assad aus dem Büro der SyrianAir, wo er an der Wand hängt. Prima.
11.Februar
Irgendwann ist es dann Zeit zum Einchecken, was dann etwas länger dauert, weil scheinbar jeder Probleme mit seinem Gepäck hat. Danach soll dann das Flugzeug bestiegen werden. Die 15m Fußweg vom Terminal über das Rollfeld fährt sogar extra ein Shuttle-Bus. Spitzen-Service. Gegen 2 Uhr starten wir endlich gen Istanbul, wo wieder genug Zeit zum Rumgammeln bleibt, ehe es mit dem nächsten Flieger weiter nach Trabzon geht.
Die Ankunft am Vormittag soll uns gleich einen Spielbesuch am Nachmittag ermöglichen. Aber erstmal muss das Gepäck eingesammelt werden. Am Laufband im Ankunftsterminal sind wir dann die Letzten, ohne das unsere Rucksäcke zu sehen sind. Na prima, geht ja gut los. Auf unsere Nachfrage hin werden wir zum internationalen Ankunftsterminal verwiesen. Nach einigem Hin und Her ist dieses gefunden. Wirkt nur leicht verlassen von außen. Im Inneren warten aber glücklicherweise eine Hand voll Flughafenangestellte mit unseren beiden Rucksäcken - schon leicht ungeduldig. Muss man ja auch erstmal wissen, dass das Gepäck woanders landet, als man selbst. Ende gut, alles gut.
Durch die Rennerei und leichte Aufregung sind wir aber endgültig munter. Zunächst geht es zum Busbahnhof in Trabzon. Bei Ankunft stürmen direkt mehrere junge Männer auf uns zu. Was wollen die denn?!? Wirkt kurzzeitig bedrohlich. Letztlich stellen sich die Herren aber nur als Kundenfänger der Busunternehmen heraus. Unser Reiseziel Of lässt sie recht schnell abwinken und verschwinden und schon haben wir wieder unsere Ruhe. Ein Bus nach Of soll von der normalen Bushaltestelle fahren. Wenn dann aber keinerlei Fahrpläne existieren und der gesamte Personenverkehr von Marschrutkas bedient wird, deren Fahrziele mit Schildern hinter der Windschutzscheibe ausgewiesen sind, ist das für uns ÖPNV-verwöhnte Menschen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber mit der Zeit stellt sich das Ruhegefühl "Irgendwann wird schon ein Bus kommen. Der muss ja hier lang fahren." ein.
So bringt uns dann tatsächlich eine Marschrutka nach Of. Und dort erwartet uns ein Schreckensbild. Schnee, Schnee und Schnee. Überall Schnee. Da nicht mal die Strassen geräumt sind, ahnen wir hinsichtlich des Zustandes des örtlichen Stadions Schlimmes. Und genauso kommt es dann auch: das komplette Stadion weiß eingehüllt. Spielabsage. Die Enttäuschung darüber verfliegt aber recht schnell, als Marco um die Ecke kommt. Mensch, hat der einen langen Bart bekommen. (Sieht gut aus, Meiner!)
Die Reisegruppe für die kommenden Tage ist nun komplett und zum Einstand geht es erstmal Mittagessen.
Anschließend besteigen wir die nächste Marschrutka nach Rize, wo am Folgetag ein Spiel stattfinden soll. Nach einem gepflegten Spaziergang durch die Stadt, die leicht chaotisch und vergammelt und somit recht sympathisch wirkt, haben wir eine passende Herberge gefunden. Wobei eigentlich nur der Preis passend ist. Im Bad kein Licht (Aber bei Kerzenschein auf dem Klo zu sitzen ist auch sehr entspannend), die Heizung defekt und aus der Wand durchbricht der Schimmel teilweise schon die Tapete. Wer also mal in Rize landet, sollte das Hotel STAR eher meiden. Wenn auch der Name ganz ansprechend klingt.
12. Februar
Am nächsten Morgen verabschiedeen wir uns entsprechend emotionslos von unserer Herberge und machen uns auf zum Meer. An diesem Teil der Schwarzmeerküste scheint es allerdings keinen Strand zu geben. Stattdessen gibt es eine Autobahn, die fast direkt am Meeresufer entlang führt.
Fürs erste gibt es für uns ein paar Runden türkischen Tee im Sonnenschein. Ja, das ist Urlaub! Dann geht es auf den Weg zum örtlichen Stadion. Dieses liegt einige Kilometer stadtauswärts in Meeresnähe, wodurch sich eine Art Promenade als perfekter Weg anbietet.
Çaykur Rizespor Kulübü - Elazığspor Kulübü, Bank Asya 1. Lig
Karten gibt es an der Stadionkasse für angenehme 4€. Unser Gepäck dürfen wir für die Dauer des Spiels dem Imbissstand übergeben und so können wir das Geschehen im Stadion lastenlos genießen. Ehe es aber losgeht, erklingt die türkische Nationalhymne. Dann ist auch schon Schluss mit der Einigkeit. Auf dem Rasen ergibt sich in rassiges Spiel mit vielen Toren und Emotionen: Endstand 3-5, nach einem 2-0 zur Halbzeit. Wie erwartet, übertragen sich diese Stimmungsschwankungen auch auf die Tribünen. Während der Heimanhang in der ersten Halbzeit seine Elf noch lautstark und abwechslungsreich unterstützt (mit vier separaten Stimmungsblöcken), fliegen in der zweiten Hälfte ein paar Sitzschalen und die Gästemannschaft wird euphorisch gefeiert. So sehr, dass einige Gästespieler nach Abpfiff ihre Trikots in den Heimblock werfen.
Auffällig ist ansonsten das Knacken der Sonnenblumkerne als ständiges Hintergrundgeräusch. Kurios auch, dass fliegende Händler Pappen als Sitzkissen verkaufen - bei dem Zustand der Sitzschalen aber kein Wunder.
Für allgemeine Erheiterung und leichte Schwierigkeiten bei den Offiziellen sorgt noch der Austausch einer abgebrochenen Eckfahne, den schließlich ein Spieler nach einigen vergeblichen Versuchen der Schlips-Träger bewerkstelligt.
Nach dem Spiel geht es mittels Trampen und Marschrutkas direkt weiter gen Georgien.
In Batumi angekommen, erwartet uns unser Gastgeber für die Nacht (bezeichnen wir ihn mal als akademischen Entwicklungshelfer) im Restaurant des Radisson-Hotels. Zunächst wundern wir uns, dass man uns überhaupt Einlass gewährt. Die erste Tätigkeit, der Blick auf die Getränkekarte, erfreut uns. Das Bier ist gar nicht so teuer (2,50€) und der Ausblick über die nächtliche Stadt ist beeindruckend (auch von der Toilette aus). Wenig später kommt aus der Kehle ein Schrei: Pfeffi! Und tatsächlich hat die Bar einen Minzlikör in ihrem Reportoire. Also her damit. Geschmacklich auch gar nicht so schlecht. Beim Bezahlen der Rechnung möchte der Pfeffi dann kurzzeitig wieder aus unserem Körper heraus: ein Pfeffi kostet 6€. Mit allen anderen Getränken ergibt sich so eine Gesamtsumme von 100€. Prima. Für das Geld hätten wir bestimmt auch die Hochzeitssuite mieten können. Aber man lebt ja nur einmal. Und: Was kostet die Welt?
13. Februar
Am nächsten Morgen vertreibt uns unser Gastgeber viel zu früh aus seiner Wohnung. Eine leichte Katerstimmung machte sich breit. Abhilfe können da nur ein fettiges Frühstück und ein kühles Bier schaffen. Gesagt, getan. Anschließend, wieder bei Kräften, treten wir die Weiterfahrt nach Kutaisi an. Unterwegs begegnen wir dabei erstmals den Schweinen und Kühen, die wohl im ganzen Land auf der Strasse leben.
Nach der Ankunft folgt eine mehrstündige Odysee - quer durch die Stadt -, um eine Herberge zu suchen. Als die Kräfte nachlassen, kommt die Einladung von georgischen Studenten zum Schnaps (Tschatscha) trinken genau richtig. Ein Schnaps ist kein Schnaps. Also gibt es gleich zwei. Körperlich wieder topfit, schallten wir auch unseren Kopf ein: man könnte ja mal im Reiseführer nachschauen. Und siehe da, dieser beinhaltet einen Stadtplan mit eingezeichneten Unterkünften. Wie einfach das Leben manchmal sein kann. Schließlich landen wir bei einem Seniorenpaar. Uns wird direkt der Platz am Ofen angeboten. Und wenig später fühlen wir uns wie im Paradies. Bei einer fulminanten Essenstafel mit unzähligen georgischen Köstlichkeiten, reichlich Tschatscha und Hausweinen vergeht der Abend wie im Rausch. Für Unterhaltung und ständig volle Gläser sorgt übrigens der Tamada, der Tischmeister. Ein toller Abend.
14. Februar
Am nächsten Morgen geht das ganze weiter. Uns erwartet ein umfangreiches, deftiges Frühstück, wobei natürlich auch wieder Wein und Schnaps angeboten werden. Aus Gründen der Vernunft lehnen wir dies jedoch ab. Der Tamada möge uns verzeihen.
Bei herrlichem Wetter setzen wir dann den Stadtrundgang des Vortages fort, inklusive Seilbahn fahren und Kirchen abwandern. Schließlich geht es zum örtlichen Stadion, wo wir eigentlich ein Spiel besuchen wollten, was aber bereits verschoben wurde. Irgendwo soll ersatzweise ein Testspiel stattfinden. Nachdem wir jeden Menschen im/am Stadion nach genaueren Informationen befragt haben, steht uns letztlich unser "Georgier des Tages" gegenüber. Zunächst versucht er uns die Adresse des Spielortes zu vermitteln, gibt es dann aber auf und fährt uns einfach hin. Guter Mann! Das Trainingszentrum am Ortsrand hätten wir sonst wohl nie gefunden.
FC Torpedo Kutaisi - FC Kolkheti-1913 Poti, Testspiel
Ein Kunstrasenplatz ohne jeglichen Ausbau soll nun also die Ehre haben, unser erstes Spiel auf georgischem Boden zu beherbergen. Noch dazu ein Testspiel. Immerhin standen sich zwei Erstligisten gegenüber, die ab und zu ansehnlichen Fußball boten. Dazu schien die Sonne und wir waren einfach froh, überhaupt da zu sein.
Am Abend in der Herberge ergibt sich das gleiche Spiel, wie am Vortag. Essen und Trinken in Masse. Nur leider haben unsere Körper noch mit den Nachwehen des Vorabends zu kämpfen, so dass das ganze Prozedere schon leicht anstrengend wird.
15.Februar
Am nächsten Morgen, wen wundert es, erwachen wir wieder recht verkatert.
Die holprige Marschrutka-Fahrt nach Gori sorgte dann nicht gerade für eine Beruhigung des flauen Gefühls in der Magengegend.
Nach der Ankunft am Ortsrand wandern wir eine schier endlose Strasse stadteinwärts. Wir passieren Industrieruinen ohne Ende. Der Himmel ist grau. Tristesse pur.
Als wir das Zentrum erreichen schlägt die Stimmung um. Der Anblick des örtlichen Stadions macht glücklich, wenn sich dieses auch gerade im Umbau befindet: herrliche Flutlichtmasten, ein mächtiges Eingangstor und die Stadtfestung im Panorama. Zum Mittagessen gibt es Chatschapuri und Bier. So langsam fühle ich mich besser. Zum weiteren Zeitvertreib spazieren bzw. rutschen wir anschließend über die vereisten Gehwege der Prachtstraße Stalin Ave., an deren Ende Stalins Geburtshaus und das mächtige Stalin-Museum trohnen. Auf einen Besuch verzichten wir aber aus Geld-/Zeit-/"Mir egal"-Gründen, denn die Hauptstadt wartet auf uns. Im äußerst bequemen Zug geht es nach Tbilisi.
Auf dem Plan stehen heute einige "Behördengänge". Und das im Urlaub. Aber alles halb so schlimm und letztlich für den guten Zweck namens Fußball. Zunächst besuchen wir ein Fotogeschäft, da ich noch frische Passbilder benötige. Anschließend geht es mit diesen und ein paar Scheinen in das Büro der Reiseagentur, die uns innerhalb weniger Tage das Visum für Aserbaidschan besorgen soll. Von Deutschland aus ist die Visa-Beschaffung etwas zeitaufwendiger. Dafür bezahlt man hier ein paar Taler mehr. Nach wenigen Minuten hat die junge Frau am Schreibtisch unsere Reisepässe, je zwei Passbilder und unser Geld (je 80€). Und wir haben die Zusage, die Reisepässe in 3 Werktagen wieder abholen zu können. Prima.
Die letzte Tagesaufgabe besteht im Besuch des georgischen Fussballverbandes, um die Terminierung des kommenden Spieltages der ersten Liga bestätigt zu bekommen. Zwar gibt es auch eine recht aktuelle Verbandshomepage, aber sicher ist sicher. Am Empfang gibt mir der Pförtner schließlich einen Telefonhöhrer in die Hand. Am anderen Ende der Leitung eine weibliche Stimme, glücklicherweise Englisch sprechend. Kurz darauf sind wir selig, ob der Bestätigung des Spieltages. Als Belohnung für die ganze Rennerei begeben wir uns in ein Restaurant, dass "georgische Küche" ausschreibt. Bei Mzwadi (Schaschlik) und Co. lässt es sich aushalten. Der Abend klingt in internationaler Runde mit Marcos Mitbewohnern und Gästen aus.
17.Februar
Ein neuer Tag und schon wieder gibt es ein Pflichtprogramm. Nämlich den Fahrkartenkauf für den Nachtzug nach Zugdidi am Wochenende. Danach gilt es den Magen zu versorgen. In einem kleinen, unscheinbaren Restaurant - Geheimtipp der "Einheimischen" - bekommen wir weitere Kostproben der georgischen Küche: u.a. Chinkali, Sulguni, Lobio, Badridschani. Unglaublich lecker und zudem verdammt günstig.
Im Anschluss geht es mit vollen Bäuchen auf Erkundungstour durch die Altstadt, zur Mutter Georgiens und zur Festung Nariqala. Den Abend und die Nacht verbringen wir trink- und tanzfreudig im Nachtleben der Stadt. Wurde auch mal wieder Zeit.
18.Februar
Am nächsten Morgen war wiedermal unser Liebling, der Kater, zu Besuch. Dazu regnerisches Wetter. Alles nicht wirklich motivationsfördernd. Ein Fußballspiel gab es auch nicht zu besuchen. Und das an einem Samstag... Als Ersatz muss schließlich ein Basketballspiel herhalten. Das Ganz-Tages-Biljet gibt es für umgerechnet 50 Cent. Und schon die Halle war jeden Eintritt wert. Obwohl erst 2007 renoviert, wirkt sie ordentlich keimig. Das Erstlig-Spiel zwischen Dinamo Tbilisi und BC Sokhumi zieht etwa 400 Zuschauer an, die auf den Rängen recht verloren wirken. War beim Spiel davor noch die halbe Halle voll und tanzten in den Spielpausen Cheerleader, ist bei unserem Spiel komplett tote Hose. Aber so wird man wenigstens nicht beim Schlafen gestört.
19. Februar
Am frühen Morgen - es ist noch dunkel - erreichen wir die Stadt schön ausgeschlafen. Bis zum Anpfiff unseres Spiels sind es noch rund 7 Stunden. Viel Zeit also, die Stadt zu besichtigen. Leider Gottes regnet es in Strömen. Und auch die hohe Präsenz von Armisten in den Straßen wirkt nicht gerade einladend. Die Sehenswürdigkeiten sind schnell abgehakt: der botanische Garten, der Dadiani-Palast und der Basar. Der Hot-Spot, das örtliche Stadion, lässt sich zunächst nicht finden. Geht auch nicht mehr, da es vor 2 Monaten abgerissen wurde. Übrig geblieben sind nur noch der Rasen, die Trainerbänke, das Gehäuse der Anzeigetafel und ein Paar Fußballschuhe. Traurig anzusehen. Und vor allem stellt sich die Frage, wo nun das heutige Spiel stattfinden soll. Da aber noch ausreichend Zeit ist, suchen wir erstmal eine angenehme Lokalität. Bei warmen Speisen zum Frühstück, spaßigen TV-Sendungen und einem Mau-Mau-Marathon vergehen die Stunden dann wie im Flug. Es wird Zeit, den Spielort ausfindig zu machen.
FC Baia Zugdidi - FC Dila Gori, Umaglesi Liga
Irgendein Polizist kann uns dann helfen, indem er uns die goldenen Worte "Baza Baia" verrät, mit denen wir einen Taxifahrer konfrontieren. Und siehe da, kurz darauf stehen wir vor dem Trainingszentrum des Klubs. Nach der Spielbestätigung und einem Meet&Greet mit dem Mannschaftsarzt, dem Vereinsbusfahrer und einem weiteren Betreuer genießen wir noch ein Bier am nahegelegenen Konsum. Da kommen auch mal die Polizisten vorbei und genehmigen sich eins. Schön. Überrascht sind wir, als auf einmal ein Oldschool-Bus vor uns hält und eine Horde Gästeanhänger herausspringt. Zu unserer Enttäuschung aber vollkommen nüchtern und zivilisiert. Was sind denn das für Fans?!?
Das Spielniveau ist dann äußerst gering. Gut, dass man dafür keinen Eintritt nimmt. Sonst würde sich das wohl kein Mensch anschauen - außer irgendwelche bekloppten Fußballtouristen. Das Erstligaspiel findet auf einem Kunstrasen statt, der als Ausbau einen Gitterzaun und sogar ein paar Reihen Sitzschalen vorzuweisen hat. Hammer!
Nach dem Abpfiff geht es bei strömenden Regen mit dem Taxi zurück ins Zentrum, wo schon eine Marschrutka nur auf uns zu warten scheint. Die Fahrt in den Großen Kaukasus nach Mestia stellt sich dann als wirkliches Erlebnis dar. Auf einer schneebedeckten, teilweise nur einspurigen Strasse geht es ins Gebirge. Unterwegs begegnen uns des öfteren Schweine, Kühe und Pferde. Zusätzlich fordern unbeleuchtete Tunnel und scheinbar eben erst heruntergefallene Felsbrocken auf der Strasse die Fahrkünste unseres Fahrers. Alle Hindernisse meistert er mit Bravour. Und nett, wie er ist, machen wir sogar eine Essenspause in einem kleinen Restaurant mit swanetischen Köstlichkeiten. Es ist natürlich nur Zufall, dass er die Köchin gut kennt...
In Mestia angekommen, erwartet uns schon die Chefin unseres Hostels. Da hat unser Fahrer doch tatsächlich schon von unterwegs Bescheid gegeben, dass 3 deutsche Boys kommen. Man kennt sich halt.
Nachdem das Hostel bezogen ist, machen wir uns auf die Suche nach einer Bierquelle. Gar nicht so einfach bei später Stunde in diesem kleinen Ort. Letztlich werden wir aber fündig und können uns dem Feuer machen widmen. Unser "Hostel" hat nämlich nur einen Raum, in dem ein Ofen steht. Der Rest des Hauses macht einen recht baufälligen und unbewohnten Eindruck. Aber was solls, Hauptsache bei uns ist es warm.
So elementar kann das Leben sein: Holz und Bier - mehr brauchen wir nicht, um glücklich zu sein.
20.Februar
Am nächsten Morgen erwachen wir bei einer Eiseskälte. Da wundert es uns nicht, dass alle Wasserleitungen im Haus eingefroren sind.
Bei blauem Himmel und Sonnenschein wirkt der Kaukasus noch imposanter. Welch Winterwunderland.
Nach einem deftigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zurück Zugdidi. Da es in Mestia gerade keine Marschrutka zu geben scheint, laufen wir einfach los. Sind ja nur knapp 140 km. Irgendwann wird schon jemand kommen, der uns mitnimmt. Das Laufen hat den Vorteil, dass man den "Strassenbewohnern" noch näher kommt. Herzliche Grüße gehen hiermit an Black Beauty und die Kühe.
Kurz vor Latali sammelt uns dann endlich eine Marschrutka ein. Bravourös, wie schon am Vortag, schlengelen wir uns durch den Kaukasus, entlang des Flusses Enguri, der schließlich im gleichnamigen Stausee mündet. Die Staumauer ist das größte Bauwerk im Kaukasus und extra für uns Touristen macht die Marschrutka dort Halt für ein paar Fotos. Prima.
In Zugdidi angekommen verbringen wir die restlichen Stunden bis zur Abfahrt des Nachtzuges nach Tbilisi traditionell in einem Restaurant bei reichlich Essen, Bier und Mau-Mau.
Die Fahrt nach Tbilisi gestaltet sich schließlich als Irgendetwas zwischen kultig und nervig - auf jeden Fall als unvergesslich. Bereits in Mestia sind wir mit einem Südkoreaner in Kontakt gekommen oder besser gesagt er mit uns. Nun sietzt dieser Herr neben uns. Als dann mitten in der Nacht eine Hochzeitsgesellschaft in den Wagon platzt, beginnt das Schauspiel. Die Zusteiger sind gut angetrunken und entsprechend nicht mucksmäuschenstill. Das scheint die übrigen Fahrgäste nicht unbedingt zu begeistern, aber so ist sie halt, die Jugend. Nur unser Koreaner denkt da anders. Mit ein paar englischen Worten möchte er den Georgiern "Zucht & Ordnung" beibringen. Klar, dass diese in dem Moment überhaupt keinen Bock darauf haben. So ergibt sich ein amüsantes Hin und Her, da der Koreaner einfach nicht zur Einsicht kommt, dass sein Unterfangen völlig zwecklos ist. Da hilft auch die professionelle Betreuung durch Dr. Ische nicht.
Entsprechend müde, weil gut unterhalten, erreichen wir Tbilisi dann am frühen Morgen und besuchen erstmal die Betten in Marcos Heim.
21.Februar
Ruhetag
22.Februar
Nach einem Tag Faulenzen wagen wir den Schritt zurück ins Leben.
Zum einem warten unsere Reisepässe mit den eingeklebten Visa auf uns und zum anderen müssen Fahrkarten für den Zug nach Baku beschafft werden. Alles klappt problemlos.
Anschließend besuchen wir erneut den georgischen Fussballverband. Der Pförtner erkennt uns - die schon wieder.
Danach geht es mit der Metro nach Didube und von dort mit einer Marschrutka nach Mtskehta. Der Ort wird als geistliches Zentrum Georgiens bezeichnet und macht einen enstprechend gepflegten Eindruck. Nur allzu viele Menschen scheint es gerade nicht herzuziehen. Gut, ist ja auch Mittwochmittag. Immerhin finden wir ein geöffnetes Restaurant, recht nobel eingerichtet und vor allem mit 1A-Toiletten. Nach dem ganzen Vorgeplänkel geht es dann zum örtlichen Sportplatz.
FC WIT Georgia - FC Spartaki Tskhinvali, Umaglesi Liga
FC WIT Georgia - FC Spartaki Tskhinvali, Umaglesi Liga
Zum Spiel fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr viel ein. Es endet 0-0.
Das Panorama aus Bergen, einer Burg und einer Kirche war bei Sonne pur einfach zu schön.
23.Februar
Klick...klick...klick...klick...Ich schaue auf die Uhr. Es ist 6 Uhr morgens. Und Herr Ische schneidet sich die Fußnägel. So wollte ich schon immer mal geweckt werden.
Später geht es zum Trainingszentrum von FC Dinamo Tbilisi, deren zweite Mannschaft heute ein Heimspiel hat. Wir hoffen, dass man uns dort den Spielort mitteilen kann. Und wir werden nicht enttäuscht. Einmal um das Gelände herum finden wir einen Kunstrasenplatz mit Spielern und Betreuern. Die Zeit bis zum Anpfiff vertreiben wir uns in einem Lokal mit Chinkali essen und Bier trinken. So lässt es sich leben.
FC Dinamo Tbilisi 2 - FC Sioni Bolnisi 2, Reserve-Liga
Später geht es zum Trainingszentrum von FC Dinamo Tbilisi, deren zweite Mannschaft heute ein Heimspiel hat. Wir hoffen, dass man uns dort den Spielort mitteilen kann. Und wir werden nicht enttäuscht. Einmal um das Gelände herum finden wir einen Kunstrasenplatz mit Spielern und Betreuern. Die Zeit bis zum Anpfiff vertreiben wir uns in einem Lokal mit Chinkali essen und Bier trinken. So lässt es sich leben.
FC Dinamo Tbilisi 2 - FC Sioni Bolnisi 2, Reserve-Liga
Das Spiel ist recht unterhaltsam. Am Ende steht es 7-1.Als Sahnehäubchen gibt es Dosenbier, das Marco mitgebracht hat. Wenigstens einer, der mitdenkt.
Nach dem Spiel müssen wir direkt zum Hauptbahnhof, um den Zug nach Baku nicht zu verpassen. Im 4er Abteil machen wir es uns gemütlich. Wenig später steigen noch ein aserbaidschanischer Trunkenbold und ein weiterer deutscher Akademiker zu. Die Fahrt verläuft entspannt. Für Belustigung sorgen die aserbaidschanischen Grenzer mit ihren Schapkas, Goldzähnen und einem Oldschool-Geigerzähler, mit dem alle Kabinen geprüft werden. Außerdem lernen wir drei georgische Futsal-Spieler kennen, die für einen Klub in Baku kicken. Zufällig haben sie am nächsten Tag ein Heimspiel. Wir sind natürlich eingeladen.
Nach dem Spiel müssen wir direkt zum Hauptbahnhof, um den Zug nach Baku nicht zu verpassen. Im 4er Abteil machen wir es uns gemütlich. Wenig später steigen noch ein aserbaidschanischer Trunkenbold und ein weiterer deutscher Akademiker zu. Die Fahrt verläuft entspannt. Für Belustigung sorgen die aserbaidschanischen Grenzer mit ihren Schapkas, Goldzähnen und einem Oldschool-Geigerzähler, mit dem alle Kabinen geprüft werden. Außerdem lernen wir drei georgische Futsal-Spieler kennen, die für einen Klub in Baku kicken. Zufällig haben sie am nächsten Tag ein Heimspiel. Wir sind natürlich eingeladen.
24.Februar
Als die Sonne aufgeht, blicken wir gespannt aus dem Fenster. Aber wir sehen nichts. Nichts als Steppe. Und wenn man mal ein Haus sieht, ist dieses von üppigen Müllbergen umgeben. Dazu hört die Zugbegleitering Mariah Careys "Can´t live without you", dass durch den ganzen Wagon schallt. Welcome to Azerbaijan!
Nach Ankunft in Baku kaufen wir direkt die Rückfahrkarte für den Folgetage. Allzu lange wollen wir also nicht bleiben.
Bereits eine Woche zuvor hat der aserbaidschanische Verband den kompletten Erstliga-Spieltag, der für dieses Wochenende angesetzt war, vorverlegt. Übrig bleibt so nur der Besuch eines Zweitligaspiels. Um sicher zu gehen, fahren wir zum Verband und bekommen die Bestätigung. Wenigstens etwas.
Anschließend fährt uns der einarmige (!!!) Taxifahrer ins Stadtzentrum.
Dort erleiden wir einen Kulturschock. Wo sind wir hier? Alles vom feinsten raus geputzt. Da kann man sogar vom Boden essen.Eine Promenade, die ihres gleichen sucht. Hochhäuser. Modeboutiquen und entsprechendes weibliches Klientel. Ich fühle mich leicht underdressed.
Nach diesen ersten Eindrücken testen wir die einheimische Küche. Diese weiß durchaus zu gefallen. Nur die Bierpreise sind unmenschlich. Vergleichbar mit der Türkei. Überhaupt haben die Menschen alle einen türkischen Touch. Nur wenn sie auf einmal Russisch sprechen, ist die mentale Konfusion perfekt.
Zur Beruhigung begeben wir uns dann in eine Sporthalle, um unseren von der Zugfahrt bekannten Futsal-Spielern zuzuschauen. Neben uns haben sich etwa 10 weitere Menschen hierher verlaufen. Der Sport scheint wohl niemanden zu interessieren. Das ganze ist dann auch nicht wirklich spannend, aber als Zeitvertreib akzeptabel.
Die Nacht wollen wir eigentlich bei einem Couchsurfer verbringen. Da dieser jedoch länger arbeiten muss, als gedacht, entscheiden wir uns spontan für ein Hostel. Wenig später sind wir in einem Hinterhof mitten in der historischen Altstadt bei einer Familie zu Gast, die ein paar Zimmer als Hostel vermietet.
Sensationellerweise gibt es eine Dusche mit heißem Wasser und westeuropäischem Wasserdruck, außerdem einen Farbfernseher. Zu unserer Freude dürfen wir auch das ausgeschriebene Alkoholverbot ignorieren. Dazu gibt es deutsches Unterschichten-TV. Gute Nacht!
Unser zweiter Tag in Baku beginnt mit dem heißbegehrten McDonalds-Länderpunkt. Überragend ist die Musikauswahl im Lokal: "Let it snow" während draußen der Frühling vorbeischaut.
Danach soll es mit der Metro zum Fußball gehen. Aber halt! Erstmal müssen wir irgendwo Fahrscheine kaufen. Die gibt es aber nicht. Stattdessen haben alle Menschen elektronische Karten, die man aber nirgendwo kaufen kann. Unser Problem scheint den Einheimischen aber bekannt, also geben wir ihnen einfach das Fahrgeld in Münzen und sie schleußen uns mit ihren Karten durch das Drehkreuz. Simpel gelöst. Die Metro gefällt dann vor allem mit wunderschönen Klavierklängen, die den nächsten Halt ankündigen.
Aus der Metrostation heraus, sind wir wieder im normalen Leben. Endlich. Dreckige Straßen. Einfach Häuser. Normale Menschen. Und das gerade mal ein paar Stationen vom "goldenen" Zentrum entfernt.
Den weiteren Weg zu unserem auserwähltem Stadion versperrt nur noch eine 12spurige Schnellstraße. Von Ampeln, Fußgängerüberwegen oder -brücken keine Spur. Da aber die Einheimischen aller Altersklassen selbst furchtlos von Spur zu Spur springen, tun wir es ihnen einfach gleich. Ein bisschen Action tut dem Körper auch mal gut.
Bakılı Peşəkar Futbol Klubu - Qaradağ Lökbatan Futbol Klubu, Birinci divizion
Das Spiel findet auf einem Nebenplatz des Safa-Stadions statt. Immerhin hat dieser eine erhöhte Sitzplatztribüne, die letztlich von etwa 100 Menschen bevölkert wurde. Dabei auch 5 Kameras, wobei ich mich frage, wer sich das Gebolze (Endstand 0-1) nochmal antun möchte.
Hervorzuheben ist die infrastrukturelle Umgebung des Stadions. Gleich nebenan gibt es einen Konsum und einen Imbissstand (lecker: Qutab, eine Art pikant gefüllter Eierkuchen). An letzterem kommen wir während der Halbzeit mit einem Jugendtrainer der Gastmannschaft ins Gespräch - sehr nett.
Nach dem Spiel geht es zurück ins Stadtzentrum. Schließlich wollen wir das Heimspiel von Rot-Weiss gegen Bielefeld im Liveradio mitverfolgen - die 3 Stunden Zeitverschiebung machen es möglich.
Vor der Rückfahrt nach Tbilisi legen wir noch schnell unsere letzten aserbaidschanischen Währungseinheiten in Reiseproviant an, ehe wir im Zug das 4er-Abteil für uns alleine haben. Reisecomfort ohne Ende.
26.Februar
Der Grenzübertritt erfolgt problemlos. Die musikalische Untermalung des Morgens durch das Handy der Zugbegleiterin kann ebenfalls wieder als gelungen bezeichnet werden. Während wir Tbilisi näher kommen, erheitert uns "Lambada".
Pünktlich auf die Minute genau fahren wir gegen Mittag am Hauptbahnhof Tbilisis ein. Perfekt für uns, um ein Spiel im nahegelegenen, größten Stadion des Landes zu besuchen.
FC Dinamo Tbilisi - FC Baia Zugdidi, Umaglesi Liga
Im 55.000 Zuschauer fassenden Stadion verlieren sich gerade mal 800 Menschen. Darunter ein kleiner Haufen Heimfans und 4 erkennbare Gästefans.Immerhin dürfen wir endlich mal Eintritt bezahlen (1€) und bekommen dafür eine schöne Eintrittskarte. Es gibt sogar einen Stadionsprecher, der auch das Stadion und alle angrenzenden Strassen musikalisch beschallt. Da seine CD nur 4 Lieder hat, sind wir am Ende recht textsicher. Das Geschehen auf dem Rasen endet mit einem verdienten 5-1 Heimsieg, einige gelungene spielerische Aktionen inklusive. Man ist ja mittlerweile froh, wenn mal 3-4 Pässe hintereinander ankommen.
27. Februar
Heute machen wir endlich das, worauf wir uns schon seit Ankunft in Tbilisi gefreut haben: ein Besuch im Orbeliani-Bad. Für 1,50€ lässt man uns hinein, noch einen knappen Euro extra für Badeschlappen.
Und schon stehen wir mitten in der Umkleidekabine, in deren Mitte sich an einem Tisch zwei Badangestellte ein erbittertes Domino-Duell liefern.
Beim Betreten des Baderaums schlägt einem ein derber Geruch nach faulen Eiern entgegen. Dazu diese Wärme. Mir wird kurzzeitig übel. Aber zum Glück haben wir eine Flasche Bier dabei. Nach einem Schluck geht es mir besser. Der Baderaum besteht aus zwei Etagen: in der unteren befinden sich Duschen und ein warmes Becken, in der oberen die Sauna und ein kaltes Becken. Alles ganz einfach und nicht wirklich groß.
Da stehen wir nun schwitzend neben einigen anderen nackten Männern. Man könnte von einer leicht homoerotischen Stimmung sprechen.
Der Aufenthalt im Bad ist die reinste Wohltat für unsere geschundenen (und vor allem ausgekühlten) Körper. Nach einer Stunde sind porentief gereinigt, müde und leicht benebelt - Zeit, nach Hause zu gehen.
28.Februar
Der Frühling ist da!
Im Sonnenschein genießen wir bei Bier, Lobiani und Chatschapuri die Musikbeschallung der Imbissbude am Platz der Republik und stärken uns damit für die Besteigung des Mtazminda, des heiligen Berges.
Dieser beherbergt den Fernsehturm und einen Freizeitpark mit einem Riesenrad. Beides kann man von fast überall aus der Stadt sehen. Unser eingeschlagener Weg führt zunächst zu einer Treppe, die stetig nach oben geht. Blöd nur, dass ihr Ausbau mitten im Berg endet. So geht es den restlichen Weg bis zum Gipfel querfeldein. Erholung ist anders. Zum Glück können wir den Kräfteverlust durch ein Wegbier kompensieren.
Schließlich kommen wir oben an und der erste Mensch, den wir dort antreffen, ist gebürtiger Thüringer. Die Welt ist klein. Leider Gottes befindet sich der gesamte Freizeitpark in der Winterpause. Also nichts mit Riesenrad oder Autoscooter fahren. Auch der Fernsehturm lässt sich nicht besteigen. Der Ausblick über die Stadt entschädigt aber voll für die Anstrengungen.
Rückwärts wählen wir dann die bequeme Variante, den Linienbus.
Am Abend verschlechtert sich meine Stimmung dann.
Zum einen erhalte ich aus Istanbul die Nachricht, dass aus unserem anvisierten Spielbesuch von Besiktas nichts wird, da zu diesem Spiel nur Frauen und Kinder zugelassen sind. Zum anderen sind die Meldungen des RWE-Liveradios auch nicht gerade positiv, Rot-Weiss unterliegt Aalen 0-1. Und zu allem übel erwische ich beim Rommé spielen nur schlechte Blätter.
Besser, ich gehe ins Bett.
29.Februar
Der Aufenthalt in Tbilisi nähert sich dem Ende. Ich nutze die Beschäftigungslosigkeit, um ein bisschen durch die Strassen zu schlendern und noch einmal georgische Luft aufzusaugen.
Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf zum heutigen Länderspiel.
Georgien - Albanien, Testspiel
Zu unserer Überraschung gibt es keinerlei Kassen und Sicherheitskontrollen - Eintritt frei! Und es gibt auch endlich mal einen Essensstand. Zwar schmeckt der Hot-Dog nicht übermäßig lecker, aber lieber einen schlechten Stadionwurst-Test, als gar keinen. Zunächst sind nur etwa 2/3 der Blöcke des Stadions zugänglich. Da der Zuschauerandrang aber bis zur Halbzeit anhält, werden auch die übrigen Blöcke geöffnet. Echt imposant, wie immer mehr Menschen ins Stadion stürmen. Am Ende ist die Bude ziemlich gut gefüllt. Und Mitte der zweiten Halbzeit wird die ganz passable Atmosphäre durch eine Laola gekrönt. Ich bin ja sonst kein Freund davon, aber mittlerweile über jegliche emotionale Explosion dankbar. Die letzten Spielen waren von der Zuschauerseite her ja eher Trauerspiele. Am Ende siegt Georgien übrigens 2-1.
1.März
Der letzte Tag in Tbilisi. Wir werden erst gegen Abend aktiv. Mit Marco, seinen Mitbewohnern und anderen Gästen geht es zum letzten Abendmahl noch einmal vernünftig georgisch essen. Was für ein Genuss! Anschließend ziehen wir weiter in eine Kneipe, wo die letzten Tage würdig begossen werden. Natürlich darf dabei auch der ein oder andere Abschieds-Tschatscha nicht fehlen - serviert übrigens im nostalgischen Keramikkännchen. Schließlich haben wir auch die Musikgestaltung in unseren Händen. Leider gibt es kein Scooter. Die Feierei endet dann mit einer ziemlich kuscheligen Taxi-Fahrt - zu sechst auf der Rückbank.
2.März
Während alle anderen volltrunken in ihre Betten fallen, zieht es Ische und mich Richtung Flughafen. Im Konsum noch schnell mit Bier eingedeckt, steigen wir kurz darauf in ein Taxi. Am Flughafen angekommen ist es inzwischen wohl so gegen 3. Irgendwann verliert man einfach jegliches Zeitgefühl. Glücklicherweise weckt uns irgendwann ein Flughafenangestellter und weist uns darauf hin, das Flugzeug nach Istanbul doch bitte zu besteigen. Danke dafür. Sonst säßen wir bestimmt noch heute irgendwo dort im Abflugterminal.
In Istanbul gelandet, nehmen wir den nächstbesten Bus Richtung Innenstadt und schlagen wenig später im ausgewählten Hostel auf. Unser Zimmer können wir leider noch nicht beziehen, dafür aber frühstücken. Waren wir in den letzten Tagen und Wochen unter fremden Menschen, die uns nie verstanden, sitzen auf einmal andere Deutsche neben uns. Es wäre wohl nun etwas unpassend Texte der Kassierer zu zitieren oder den Stuhlgang der Reisegruppe auszuwerten, während die anderen ihr Müsli zubereiten. Peinliche Stille. Ein Gefühl der Beklemmtheit macht sich breit.
Leicht gestärkt schleppen wir uns dann in ein Internet-Cafe, um die Stunden bis zum Beziehen des Zimmers irgendwie möglichst schadlos rumzukriegen.
Auch das haben wir geschafft und dann erstmal die äußerst bequemen Betten getestet. Gegen Abend hieß es dann aber "raus aus den Federn", da sich ein weiterer Blumenstädter zur Verstärkung unserer Gruppe angekündigt hatte.
3.März
Was macht man, wenn man schon mal in Istanbul ist? Kultur. Wenn auch meine Motivation gegen den Nullpunkt läuft. So langsam macht sich einfach etwas Reisemüdigkeit breit.
Mit einem Iskender Kebap zum Frühstüch beginnt der Tag dann doch ganz angenehm. Bei schlechtem Wetter geht es dann zum Gewürzbasar, zur Blauen Moschee und Hagia Sophia. Anschließend leisten wir uns eine kleine Irrfahrt mit der Fähre über den Bosporus. Wir haben ja schließlich genug Zeit.
Am Nachmittag verdrücke ich mich in ein Internetcafe, um das Auswärtsspiel der Rot-Weissen in Wiesbaden im MDR-Livestream zu verfolgen. Der Auswärtssieg verbessert meine Laune merklich.
Kasımpaşa Spor Kulübü - Giresun Spor Klübü, Bank Asya 1. Lig
Am Abend wartet ein weiteres türkisches Zweitligaspiel auf unseren Besuch. Quasi vor der Haustür, da das Stadion nur wenige Minuten von unserem Hostel entfernt liegt. Und wie es da liegt, mitten in der Stadt an einem Hügel - wunderschön!
Das Stadion betreten, wird zuerst der Verpflegungsstand ausspioniert. Im Angebot gibt es Köfte im Brot mit Salat, Zwiebeln und Salz. Sehr lecker und eine gute Alternative zur deutschen Stadionwurst!
Als nächstes fällt uns der gut gefüllte Gästeblock ins Auge. Bis zum Anpfiff ist er dann nahezu ausverkauft. Laut und geschlossen wird der Klub besungen. Herrlich. Das ganze hält aber nur bis zur 8.Spielminute an. Da beginnen nämlich körperliche Auseinandersetzungen der Gästeanhänger untereinander oder gegen irgendwelche Fremden im Block. Auch die eine oder andere Sitzschale fliegt durch die Luft. (Anm.: Beim Zustand der türkischen Stadien ist aber echt keine Kunst, einen Sitz herauszureißen. Einige sind einfach unbefestigt oder schon arg beschädigt.) Die Polizei reagiert darauf recht entspannt. Während sich die Behelmten nur vor dem Block aufreihen, dürfen Ungeschützte (evtl. Zivis) die Handarbeit im Block erledigen. Das Konzept scheint aufzugehen. Deeskalation olé! Nur noch einmal kurz gibt es kleine Rauferei, die aber recht schnell beendet ist. Auf jeden Fall ist die Stimmung damit im Eimer. Auf Heimseite bemüht man sich mit 2 Stimmungsblöcken: nett, aber nichts Besonderes.
Wenn auf den Rängen viel los ist, gerät das Geschehen auf dem Rasen ja schnell in den Hintergrund. Was wir sehen, ist aber ganz passabel. Nur scheinen sich die türkischen Uhrzeiger langsamer zu bewegen, als bei uns. Das Spiel nimmt und nimmt kein Ende. Letztlich gibt es ein gerechtes 2-2.
4.März
Der letzte Urlaubstag. Auf unserem Plan steht ein Spielbesuch der vierten Liga. Das Stadion befindet sich auf der asiatischen Seite der Stadt. Dank einer ausführlichen Beschreibung eines Hostel-Menschen klappt die Anreise problemlos. Da das Stadion in Reichweite der Bosporusbrücke liegt, bietet sich diese für ein kleines Fotoshooting an. Zu unserer Freude ist ein Alkoholgeschäft nicht weit. Mit ein paar Vorspiel-Bieren (in den türkischen Stadien gibt es ja keines) machen wir uns auf zum Stadion.
Beylerbeyi Spor Kulübü - Darıca Gençlerbirliği Spor Kulüb, 3. Lig 3. Grup
Dieses besteht aus nur einer Tribüne, von der aus man einen herrlichen Blick auf die bereits erwähnte Brücke hat. Das Wohlfühlgefühl machen das frühlingshafte Wetter und ein verdammt guter Köfte-Stand perfekt. Das Spiel ist eher ein Langweiler. Aber wen kümmert das noch. Interessanter sind da schon die weiblichen Stadionbesucher.
Mit dem Abpfiff ist die Reise in Sachen Fußball eigentlich beendet, da der Besuch des Besiktas-Spiels am Abend nur Frauen und Kinder vorbehalten ist. Trotzdem haben wir noch einen kleinen Funken Hoffnung, irgendwie in das Stadion zu kommen und machen uns deshalb auf den Weg dorthin. Am Stadion angekommen ist alles wie erwartet. Kein Stehenbleiben direkt am Stadion und schon gar kein Reinkommen. Irgendwann quatscht uns ein Opa an, ob wir VIP-Karten haben
wollen. Da der Preis nicht allzu hoch ist, schlagen wir zu. Und die Hoffnung keimt kurz auf. Am Einlass bekommen wir aber eine Abfuhr. Scheiße. War ja klar. Aber nun können wir wenigstens sagen, wir haben alles versucht. Und außerdem halten wir eine Eintrittskarte in unseren Händen. Ich stelle mir zum erstem Mal in meinem Leben ernsthaft die Frage, warum ich kein Mädchen geworden bin. Ich finde keine Antwort.
Auf einer nahegelegenen Mauer finde ich schließlich den bestmöglichen Platz, um zumindest einen Teil der Stadionränge im Blick zu haben. Das Stadion ist ziemlich gut gefüllt. Dazu machen die Damen und Kinder über die gesamte Spielzeit ordentlich Alarm. Ich bin echt beeindruckt.
Während im Stadion die Post abgeht, lässt sich draußen ein munteres Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und männlichen Fans beobachten.
Insgesamt ist diese Perspektive auf ein Fußballspiel echt mal interessant und auch unterhaltsam, aber auf Dauer überhaupt keine Alternative zum aktiven Stadionbesuch. Gegen Diskriminierung und Stadionverbote!
5.März
Die Heimreise steht an. Viel zu frühen müssen wir aufstehen. Mit dem Bus geht es zum Flughafen. Die Fahrt stadtauswärts dauert nicht mal halb so lange, wie die Hinfahrt. Somit haben wir noch mehr Zeit, um rumzugammeln. Irgendwann geht dann der Flieger nach München, wo wir pünktlich landen. Auch unser Gepäck ist da, wo es hingehört. Prima.
Vom Hauptbahnhof bringen uns einige Regionalzüge zurück nach Erfurt. Eine recht kurzweilige Fahrt. Die letzten Reisebiere werden genossen. Mengenmäßig sieht man dabei deutlich, wer
schon ein paar Wochen Unterwegssein auf dem Buckel hat und wer recht erholt und damit noch trinkfreudig ist.
Montagabend am Erfurter Hauptbahnhof. So endet die Reise dort, wo sie vor 24 Tagen begonnen hat.
Schluss. Aus. Ende.
Abschließend möchte ich allen Menschen danken, denen ich begegnet bin. Vor allem Marco für seine Gastfreundschaft und „fachkundige Begleitung“. Und Ische für seine angenehme „Betreuung“, das Tee servieren und Aufwaschen ;)
Kommando Pivo – Wir haben gesiegt!
27. Februar
Heute machen wir endlich das, worauf wir uns schon seit Ankunft in Tbilisi gefreut haben: ein Besuch im Orbeliani-Bad. Für 1,50€ lässt man uns hinein, noch einen knappen Euro extra für Badeschlappen.
Und schon stehen wir mitten in der Umkleidekabine, in deren Mitte sich an einem Tisch zwei Badangestellte ein erbittertes Domino-Duell liefern.
Beim Betreten des Baderaums schlägt einem ein derber Geruch nach faulen Eiern entgegen. Dazu diese Wärme. Mir wird kurzzeitig übel. Aber zum Glück haben wir eine Flasche Bier dabei. Nach einem Schluck geht es mir besser. Der Baderaum besteht aus zwei Etagen: in der unteren befinden sich Duschen und ein warmes Becken, in der oberen die Sauna und ein kaltes Becken. Alles ganz einfach und nicht wirklich groß.
Da stehen wir nun schwitzend neben einigen anderen nackten Männern. Man könnte von einer leicht homoerotischen Stimmung sprechen.
Der Aufenthalt im Bad ist die reinste Wohltat für unsere geschundenen (und vor allem ausgekühlten) Körper. Nach einer Stunde sind porentief gereinigt, müde und leicht benebelt - Zeit, nach Hause zu gehen.
28.Februar
Der Frühling ist da!
Im Sonnenschein genießen wir bei Bier, Lobiani und Chatschapuri die Musikbeschallung der Imbissbude am Platz der Republik und stärken uns damit für die Besteigung des Mtazminda, des heiligen Berges.
Dieser beherbergt den Fernsehturm und einen Freizeitpark mit einem Riesenrad. Beides kann man von fast überall aus der Stadt sehen. Unser eingeschlagener Weg führt zunächst zu einer Treppe, die stetig nach oben geht. Blöd nur, dass ihr Ausbau mitten im Berg endet. So geht es den restlichen Weg bis zum Gipfel querfeldein. Erholung ist anders. Zum Glück können wir den Kräfteverlust durch ein Wegbier kompensieren.
Schließlich kommen wir oben an und der erste Mensch, den wir dort antreffen, ist gebürtiger Thüringer. Die Welt ist klein. Leider Gottes befindet sich der gesamte Freizeitpark in der Winterpause. Also nichts mit Riesenrad oder Autoscooter fahren. Auch der Fernsehturm lässt sich nicht besteigen. Der Ausblick über die Stadt entschädigt aber voll für die Anstrengungen.
Rückwärts wählen wir dann die bequeme Variante, den Linienbus.
Am Abend verschlechtert sich meine Stimmung dann.
Zum einen erhalte ich aus Istanbul die Nachricht, dass aus unserem anvisierten Spielbesuch von Besiktas nichts wird, da zu diesem Spiel nur Frauen und Kinder zugelassen sind. Zum anderen sind die Meldungen des RWE-Liveradios auch nicht gerade positiv, Rot-Weiss unterliegt Aalen 0-1. Und zu allem übel erwische ich beim Rommé spielen nur schlechte Blätter.
Besser, ich gehe ins Bett.
29.Februar
Der Aufenthalt in Tbilisi nähert sich dem Ende. Ich nutze die Beschäftigungslosigkeit, um ein bisschen durch die Strassen zu schlendern und noch einmal georgische Luft aufzusaugen.
Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf zum heutigen Länderspiel.
Georgien - Albanien, Testspiel
Zu unserer Überraschung gibt es keinerlei Kassen und Sicherheitskontrollen - Eintritt frei! Und es gibt auch endlich mal einen Essensstand. Zwar schmeckt der Hot-Dog nicht übermäßig lecker, aber lieber einen schlechten Stadionwurst-Test, als gar keinen. Zunächst sind nur etwa 2/3 der Blöcke des Stadions zugänglich. Da der Zuschauerandrang aber bis zur Halbzeit anhält, werden auch die übrigen Blöcke geöffnet. Echt imposant, wie immer mehr Menschen ins Stadion stürmen. Am Ende ist die Bude ziemlich gut gefüllt. Und Mitte der zweiten Halbzeit wird die ganz passable Atmosphäre durch eine Laola gekrönt. Ich bin ja sonst kein Freund davon, aber mittlerweile über jegliche emotionale Explosion dankbar. Die letzten Spielen waren von der Zuschauerseite her ja eher Trauerspiele. Am Ende siegt Georgien übrigens 2-1.
1.März
Der letzte Tag in Tbilisi. Wir werden erst gegen Abend aktiv. Mit Marco, seinen Mitbewohnern und anderen Gästen geht es zum letzten Abendmahl noch einmal vernünftig georgisch essen. Was für ein Genuss! Anschließend ziehen wir weiter in eine Kneipe, wo die letzten Tage würdig begossen werden. Natürlich darf dabei auch der ein oder andere Abschieds-Tschatscha nicht fehlen - serviert übrigens im nostalgischen Keramikkännchen. Schließlich haben wir auch die Musikgestaltung in unseren Händen. Leider gibt es kein Scooter. Die Feierei endet dann mit einer ziemlich kuscheligen Taxi-Fahrt - zu sechst auf der Rückbank.
2.März
Während alle anderen volltrunken in ihre Betten fallen, zieht es Ische und mich Richtung Flughafen. Im Konsum noch schnell mit Bier eingedeckt, steigen wir kurz darauf in ein Taxi. Am Flughafen angekommen ist es inzwischen wohl so gegen 3. Irgendwann verliert man einfach jegliches Zeitgefühl. Glücklicherweise weckt uns irgendwann ein Flughafenangestellter und weist uns darauf hin, das Flugzeug nach Istanbul doch bitte zu besteigen. Danke dafür. Sonst säßen wir bestimmt noch heute irgendwo dort im Abflugterminal.
In Istanbul gelandet, nehmen wir den nächstbesten Bus Richtung Innenstadt und schlagen wenig später im ausgewählten Hostel auf. Unser Zimmer können wir leider noch nicht beziehen, dafür aber frühstücken. Waren wir in den letzten Tagen und Wochen unter fremden Menschen, die uns nie verstanden, sitzen auf einmal andere Deutsche neben uns. Es wäre wohl nun etwas unpassend Texte der Kassierer zu zitieren oder den Stuhlgang der Reisegruppe auszuwerten, während die anderen ihr Müsli zubereiten. Peinliche Stille. Ein Gefühl der Beklemmtheit macht sich breit.
Leicht gestärkt schleppen wir uns dann in ein Internet-Cafe, um die Stunden bis zum Beziehen des Zimmers irgendwie möglichst schadlos rumzukriegen.
Auch das haben wir geschafft und dann erstmal die äußerst bequemen Betten getestet. Gegen Abend hieß es dann aber "raus aus den Federn", da sich ein weiterer Blumenstädter zur Verstärkung unserer Gruppe angekündigt hatte.
3.März
Was macht man, wenn man schon mal in Istanbul ist? Kultur. Wenn auch meine Motivation gegen den Nullpunkt läuft. So langsam macht sich einfach etwas Reisemüdigkeit breit.
Mit einem Iskender Kebap zum Frühstüch beginnt der Tag dann doch ganz angenehm. Bei schlechtem Wetter geht es dann zum Gewürzbasar, zur Blauen Moschee und Hagia Sophia. Anschließend leisten wir uns eine kleine Irrfahrt mit der Fähre über den Bosporus. Wir haben ja schließlich genug Zeit.
Am Nachmittag verdrücke ich mich in ein Internetcafe, um das Auswärtsspiel der Rot-Weissen in Wiesbaden im MDR-Livestream zu verfolgen. Der Auswärtssieg verbessert meine Laune merklich.
Kasımpaşa Spor Kulübü - Giresun Spor Klübü, Bank Asya 1. Lig
Am Abend wartet ein weiteres türkisches Zweitligaspiel auf unseren Besuch. Quasi vor der Haustür, da das Stadion nur wenige Minuten von unserem Hostel entfernt liegt. Und wie es da liegt, mitten in der Stadt an einem Hügel - wunderschön!
Das Stadion betreten, wird zuerst der Verpflegungsstand ausspioniert. Im Angebot gibt es Köfte im Brot mit Salat, Zwiebeln und Salz. Sehr lecker und eine gute Alternative zur deutschen Stadionwurst!
Als nächstes fällt uns der gut gefüllte Gästeblock ins Auge. Bis zum Anpfiff ist er dann nahezu ausverkauft. Laut und geschlossen wird der Klub besungen. Herrlich. Das ganze hält aber nur bis zur 8.Spielminute an. Da beginnen nämlich körperliche Auseinandersetzungen der Gästeanhänger untereinander oder gegen irgendwelche Fremden im Block. Auch die eine oder andere Sitzschale fliegt durch die Luft. (Anm.: Beim Zustand der türkischen Stadien ist aber echt keine Kunst, einen Sitz herauszureißen. Einige sind einfach unbefestigt oder schon arg beschädigt.) Die Polizei reagiert darauf recht entspannt. Während sich die Behelmten nur vor dem Block aufreihen, dürfen Ungeschützte (evtl. Zivis) die Handarbeit im Block erledigen. Das Konzept scheint aufzugehen. Deeskalation olé! Nur noch einmal kurz gibt es kleine Rauferei, die aber recht schnell beendet ist. Auf jeden Fall ist die Stimmung damit im Eimer. Auf Heimseite bemüht man sich mit 2 Stimmungsblöcken: nett, aber nichts Besonderes.
Wenn auf den Rängen viel los ist, gerät das Geschehen auf dem Rasen ja schnell in den Hintergrund. Was wir sehen, ist aber ganz passabel. Nur scheinen sich die türkischen Uhrzeiger langsamer zu bewegen, als bei uns. Das Spiel nimmt und nimmt kein Ende. Letztlich gibt es ein gerechtes 2-2.
4.März
Der letzte Urlaubstag. Auf unserem Plan steht ein Spielbesuch der vierten Liga. Das Stadion befindet sich auf der asiatischen Seite der Stadt. Dank einer ausführlichen Beschreibung eines Hostel-Menschen klappt die Anreise problemlos. Da das Stadion in Reichweite der Bosporusbrücke liegt, bietet sich diese für ein kleines Fotoshooting an. Zu unserer Freude ist ein Alkoholgeschäft nicht weit. Mit ein paar Vorspiel-Bieren (in den türkischen Stadien gibt es ja keines) machen wir uns auf zum Stadion.
Beylerbeyi Spor Kulübü - Darıca Gençlerbirliği Spor Kulüb, 3. Lig 3. Grup
Dieses besteht aus nur einer Tribüne, von der aus man einen herrlichen Blick auf die bereits erwähnte Brücke hat. Das Wohlfühlgefühl machen das frühlingshafte Wetter und ein verdammt guter Köfte-Stand perfekt. Das Spiel ist eher ein Langweiler. Aber wen kümmert das noch. Interessanter sind da schon die weiblichen Stadionbesucher.
Mit dem Abpfiff ist die Reise in Sachen Fußball eigentlich beendet, da der Besuch des Besiktas-Spiels am Abend nur Frauen und Kinder vorbehalten ist. Trotzdem haben wir noch einen kleinen Funken Hoffnung, irgendwie in das Stadion zu kommen und machen uns deshalb auf den Weg dorthin. Am Stadion angekommen ist alles wie erwartet. Kein Stehenbleiben direkt am Stadion und schon gar kein Reinkommen. Irgendwann quatscht uns ein Opa an, ob wir VIP-Karten haben
wollen. Da der Preis nicht allzu hoch ist, schlagen wir zu. Und die Hoffnung keimt kurz auf. Am Einlass bekommen wir aber eine Abfuhr. Scheiße. War ja klar. Aber nun können wir wenigstens sagen, wir haben alles versucht. Und außerdem halten wir eine Eintrittskarte in unseren Händen. Ich stelle mir zum erstem Mal in meinem Leben ernsthaft die Frage, warum ich kein Mädchen geworden bin. Ich finde keine Antwort.
Auf einer nahegelegenen Mauer finde ich schließlich den bestmöglichen Platz, um zumindest einen Teil der Stadionränge im Blick zu haben. Das Stadion ist ziemlich gut gefüllt. Dazu machen die Damen und Kinder über die gesamte Spielzeit ordentlich Alarm. Ich bin echt beeindruckt.
Während im Stadion die Post abgeht, lässt sich draußen ein munteres Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und männlichen Fans beobachten.
Insgesamt ist diese Perspektive auf ein Fußballspiel echt mal interessant und auch unterhaltsam, aber auf Dauer überhaupt keine Alternative zum aktiven Stadionbesuch. Gegen Diskriminierung und Stadionverbote!
5.März
Die Heimreise steht an. Viel zu frühen müssen wir aufstehen. Mit dem Bus geht es zum Flughafen. Die Fahrt stadtauswärts dauert nicht mal halb so lange, wie die Hinfahrt. Somit haben wir noch mehr Zeit, um rumzugammeln. Irgendwann geht dann der Flieger nach München, wo wir pünktlich landen. Auch unser Gepäck ist da, wo es hingehört. Prima.
Vom Hauptbahnhof bringen uns einige Regionalzüge zurück nach Erfurt. Eine recht kurzweilige Fahrt. Die letzten Reisebiere werden genossen. Mengenmäßig sieht man dabei deutlich, wer
schon ein paar Wochen Unterwegssein auf dem Buckel hat und wer recht erholt und damit noch trinkfreudig ist.
Montagabend am Erfurter Hauptbahnhof. So endet die Reise dort, wo sie vor 24 Tagen begonnen hat.
Schluss. Aus. Ende.
Abschließend möchte ich allen Menschen danken, denen ich begegnet bin. Vor allem Marco für seine Gastfreundschaft und „fachkundige Begleitung“. Und Ische für seine angenehme „Betreuung“, das Tee servieren und Aufwaschen ;)
Kommando Pivo – Wir haben gesiegt!
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