Montag, 26. Mai 2014

Reisetagebuch Litauen & Belarus

Zu Besuch bei "Papa"...



4.Mai Erfurt – Berlin ( – Kaunas) 
Voller Energie und mit reichlich Vorfreude im Gepäck trifft sich die dreiköpfige Reisegruppe am Sonntagnachmittag auf dem Bahnhofsvorplatz. Betrachtet man die unterschiedlichen Größen der Rücksäcke, scheint die Vorfreude bei einer Person besonders groß zu sein ;)
 Mit dem WET geht es zunächst über Magdeburg nach Berlin. Das zeitweise Flaschenverbot im Zug wegen des Baumblütenfestes in Werder (Havel) wird geflissentlich übersehen – mit Bierdurst ist schließlich nicht zu spaßen.
 In Charlottenburg angekommen, sind die erhofften Imbissbuden nicht weit. Der Auffüllung der körperlichen Reserven durch Currywurst und/oder Döner steht also nichts im Weg.
 Nach einem kurzen Spaziergang ist dann der ZOB am Funkturm erreicht. Bis zur Abfahrt unseres Busses gen Litauen bleibt noch ausreichend Zeit für ein Bier aus der nahe gelegenen Tankstelle. Diese bietet neben günstigeren Preisen als am ZOB übrigens eine gemütliche Sitzecke mit TV. Wenn man also mal Zeit hat, kann man dort ruhigen Gewissens einkehren.
 Zurück am ZOB sind die Rucksäcke schnell im Bus verstaut. Da dauert es keine 5 Minuten, ehe die Busbegleiterin uns darauf hinweist, dass im Bus der Alkoholkonsum verboten ist. Na prima, 16 Stunden ohne Bier. Pünktlich um 22.00 Uhr beginnt die Fahrt im recht komfortablen Reisebus. Bierlos geht es durch die Nacht.

5.Mai (Berlin - ) Kaunas
Beim Halt im polnischen Białystok am Morgen reißt uns allerdings der Geduldsfaden. Während der 10minütigen Pause geht es im Laufschritt in ein erspähtes Fachgeschäft, um den Beutel mit Dosenbier zu füllen. Dank unserer Sportlichkeit bleibt sogar Zeit für den Genuss eines Exemplars polnischer Braukunst. Ein Pressbier am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
 Beim nächsten Halt im litauischen Marijampole darf sich der Körper erneut über die Zufuhr lebensnotwendiger Bier-Vitamine freuen, allerdings nur im Schatten der Busse, da der öffentliche Alkoholkonsum scheinbar nicht so gerne gesehen wird (Wir danken dem Einheimischen, der uns vor einer Polizei-Patrouille warnte).
Fast pünktlich gegen 15.00 heißt es für uns Endstation. Unser erstes Reiseziel Kaunas ist erreicht. Nachdem wir mit der Landeswährung Litas (1€ = 3,5 LTL) und Busfahrkarten für den Folgetag versorgt sind, geht es ohne Umschweife in die Herberge („City Hostel“). Nach dem Zugang über einen etwas rustikalen Hinterhof ist der äußere Eindruck nicht der beste. Aber im Inneren sieht die Welt schon ganz anders. Alles prima. Dazu weiß uns der Herbergsleiter mit Restaurant- und Kneipen-Tipps zu versorgen. Was braucht man mehr, als ein Bett und eine Kneipe?! Trotz der Warnung „Am Montag geht in Kaunas gar nichts!“, folgen wir dem Lockruf der litauischen Koch-, Brau- und Destillier-Kunst in die Altstadt. Im empfohlenen Lokal „Bernelių užeiga“ werden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Bei traditioneller Landesküche und Bier fühlen wir uns wie die Könige. Natürlich darf zur Verdauung ein Schnaps nicht fehlen. Dass daraus ein paar mehr werden, liegt sowohl an der Umtriebigkeit des Kellners als auch am allgemeinen Durst. Irgendwann muss aber auch mal Schluss sein. So verlassen wir dieses Lokal, das nächste aber schon im Blick. Kurz über den Marktplatz erwartet uns die Kneipe „Gyvas“ mit litauischen Bieren. Sehr empfehlenswert, wenn man mal verschiedenste Biersorten probieren möchte (oder gerne Mau-Mau spielt). Eine leichte Müdigkeit zwängt uns dann doch schon recht zeitig aus dem Laden. Da es aber immer noch hell ist, kann man unmöglich schon jetzt in die Herberge zurück. Also legen wir einen Zwischenstopp im „rePUBlic“ ein. Wie der Name schon sagt, eine Kneipe britischer Art - mit allen Vorzügen, die eine Kneipe nun mal hat. Somit endet der erste wirkliche Urlaubstag doch noch im Dunkeln und natürlich freudetrunken.

6.Mai Kaunas – Klaipėda
Nach einem soliden Hostel-Frühstück (Toast, Käse, Marmelade, Müsli, Kaffee, Tee) gilt es, die Rucksäcke wieder zu satteln. Der heutige Tag sieht die Weiterfahrt nach Klaipėda vor und verspricht das erste Spiel der Tour.
 Bei bestem Wetter chauffiert uns der Bus (mit Zwischenhalt in Kryžkalnis) Richtung Ostsee. Eine sehr kurzweilige Fahrt. Dazu trägt auch der Reiseführer Molwaniens seinen Teil bei.
 In Klaipėda zu Mittagszeit angekommen, sind die Wege nicht weit. Vom Busbahnhof aus gerade mal über die Straße haben wir unsere Herberge „Klaipėda Hostel“ schon erreicht. Auch der Bahnhof und eine Kaufhalle (im Busbahnhof) liegen uns quasi vor den Füßen. Nachdem die Betten im Hostel bezogen, die Zugfahrkarten für den Folgetag gekauft und die Beutel mit Proviant gefüllt sind, können wir uns voll und ganz auf die Spielvorbereitung konzentrieren. Dazu geht es zunächst Richtung Innenstadt und die zweitbeste Lokalität wird zur Bewirtung unserer hungrigen und durstigen Leiber auserkoren. Vor lauter Gemütlichkeit wird die Zeit bis zum Anstoß plötzlich ziemlich knapp. Zumindest, um den Weg zum örtlichen Stadion zu Fuß zurückzulegen. Also gönnen wir uns den Luxus einer Taxifahrt.
FK Klaipėdos Granitas - FK Ekranas, A Lyga, 1:3, 233 Zuschauer
Das Stadion betreten, kennt die Begeisterung keine Grenzen: das Spiel findet auf dem Nebenplatz (Kunstrasen) statt und nicht im alten Hauptstadion mit seinen charakteristischen Flutlichtern. Immerhin verfügt der Nebenplatz über eine Sitzplatztribüne mit 1000 Plätzen. Und noch viel wichtiger: es gibt Fassbier. Dazu Sonnenschein. So schlecht ist das Leben doch gar nicht.
Nach dem Spiel führen uns die natürlichen Triebe wieder ins Zentrum. Dort ist allerdings noch weit weniger los als an einem Montag in Kaunas: noch weniger Menschen auf der Straße, kaum Lokale. Eine akzeptable Örtlichkeit lässt sich dann doch noch finden. Aber wirklich lang wird der Abend nicht.


7.Mai Klaipėda – Vilnius
Die Nacht ist für uns bereits am frühen Morgen zu Ende, da der Zug nach Vilnius um 6.50 Uhr fährt. Die gut 4stündige Fahrt vergeht Dank eines Rommé-Marathons wie im Flug. Dabei herrscht im Zug mal wieder Alkohol-Verbot.
 In der Hauptstadt Litauens angekommen, gilt es zunächst die Fahrkarten für Freitag nach Minsk zu kaufen. Nach den üblichen sprachlichen Komplikationen geht das ganze aber recht fix über die Bühne.
 Nächstes Ziel: die Herberge. Das „Hostel Jamaika“ liegt recht gut, zwischen Bahnhof und Altstadt. Für uns hat man ein äußerst geräumiges Zimmer im Dachgeschoss bereitgestellt. Bierschilder an den Wänden und die Matratzen auf Bierkästen gebettet – hier sind wir zu Hause.
 Zum Speisen wählen wir später das Restaurant „Forto Dvaras“ aus. Eine gute Entscheidung. Zu leckeren einheimischen Speisen gibt es Litauisches Hefeweizen in 2 Liter-Kübeln. Da sich 2 Liter schlecht auf 3 Trinker verteilen lassen, werden es am Ende 3 Kübel. Es soll ja keiner zu kurz kommen.
Žalgiris Vilnius - FK Trakai, A Lyga, 1:1, 1500 Zuschauer
Am Žalgiris-Stadion angekommen, begrüßen uns 4 rustikale Flutlichtmasten und eine schön gammelige Umgebung. Leider sieht es im Stadion-Inneren nicht viel besser aus. Fußball wird hier heute definitiv nicht gespielt. Da hat die Reiseplanung wohl mal versagt. Der Blick auf den Touri-Stadtplan hilft ebenso wenig wie die Smartphone-Fraktion (ohne Wi-Fi geht halt nichts). Die letzte Hoffnung ruht damit auf dem Berufsstand der Taxi-Fahrer. Mittels der Schlagworte „Fußball“, „Žalgiris“, „Stadion“ und „heute“ (in Englischrussischlitauisch, versteht sich) besteigen wir daraufhin ein vertrauenswürdiges Gefährt und stehen wenig später vor dem richtigen Stadion (LFF stadionas). Nachdem uns eine junge Frau von der Rückbank eines Kleinwagens Karten verkauft hat, betreten wir das Areal und werden sogleich vom Bierstand angezogen. Das Spiel nimmt seinen Lauf: Trakai… Trakai….

Am Abend zurück im Hostel machen sich die Strapazen des Tages so langsam bemerkbar. Dennoch ist es ja quasi unsere Pflicht die Hostel-eigene Bar mal aufzusuchen. Von außen hört man schon den Bass wummern. Man, da drin geht bestimmt die Post ab… Die Bar betreten, betrachten uns 5 staunende Augenpaare junger Frauen. Hier geht heute definitiv nicht mehr viel. Ansonsten herrscht nämlich gähnende Leere. Aus Anstand bestellen wir Wodka. Stattdessen bekommen wir Tequila, weil der ja „viel leckerer“ ist (Zitat der Bar-Dame). Naja, wer´s glaubt. Runter damit und ab ins Bett.

8.Mai Vilnius – Kaunas – Vilnius
Der heutige Tag hält eigentlich nur eine Aufgabe bereit, den Wechsel des Hostels innerhalb der Stadt. Wie schon die ganze Nacht, regnet es in Strömen. Die Lust auf kulturelle Expeditionen hält sich entsprechend in Grenzen. Auf der Homepage des Litauischen Fußballverbandes fällt uns etwas ins Auge: ein U15-Länderspiel im Nationalstadion in Kaunas. Anfängliches Desinteresse wandelt sich bald in leichte Aufregung. Nachdem das neue Hostel bezogen ist, prüfen wir die Fahrzeiten am Busbahnhof nach Kaunas und zurück. Da alles passt, kaufen wir Fahrkarten und besiegeln damit unser Schicksal für diesen Tag.
 Zurück in Kaunas ist der Weg vom Busbahnhof zum Nationalstadion nicht weit, dafür aber steil bergauf. Neben dem Stadion befindet sich das Sport-Institut der örtlichen Uni. Entsprechend ertüchtigen viele motivierte, junge Menschen ihre Körper. Wir lassen uns davon aber nicht anstecken und besetzen lieber einen Tisch im Biergarten gegenüber. So ist die Zeit bis zum Anpfiff mit Schlemmen gut genutzt. Auf dem Weg zum Stadion können wir dann doch noch den Kultur-Tagespunkt abkreuzen: das Denkmal zu Ehren der Piloten Darius und Girėnas. Bekanntheit erlangten die beiden mit einem missglückten Transatlantik-Flug im Jahr 1933. Zum Gedenken zieren die Gesichter der Bruchpiloten zudem den 10 Litas schein. Dass das Nationalstadion auch noch den Namen der beiden Piloten trägt, passt natürlich ins Bild.
Litauen U15 - Österreich U15, Freundschaftsspiel, 1:3, 309 Zuschauer
Ein „Länderkampf“ zwischen zwei Kindermannschaften bietet nicht viel an Erwähnenswertem. Markantes Stadion, schicke Toiletten, keine Krawalle.
 Am späten Abend zurück in Vilnius freuen wir uns auf eine erholsame Nacht in den Hostel-Betten.  Allerdings scheint das Hostel Fortuna dafür nur begrenzt geeignet. Zum einen durch seine Lage an Bahngleisen und Hauptstraße und zum anderen durch die Nähe unseres Zimmers zu Dusche, WC und Küche.

9.Mai Vilnius – Minsk – Gomel
Der spannendste Tag der Reise steht an. Die Einreise nach Belarus soll ja während der Eishockey-WM mit Reisepass und Eintrittskarte problemlos sein, aber man weiß ja nie.
 Am Bahnhof gibt es bereits vor dem Zutritt zum Bahnsteig die erste Passkontrolle. Gut, dass wir zeitig da sind. Die Ausreise aus Litauen ist damit besiegelt. Kurz darauf besteigen wir einen äußerst modernen Zug mit einem für uns nicht zu verstehenden Platznummernsystem. Im Endeffekt sind die Plätze vor dem Zugklo mal wieder die besten.
 Irgendwo im Grenzgebiet steigt schließlich die heißersehnte Armada von Belarussischen Grenzern ein. Reisepässe und Migrationskarten (vorher vom Schaffner verteilt) werden kontrolliert und abgestempelt, die Eishockey-Tickets werden gescannt. Alles hat seine Ordnung. Wir sind drin!
 Nach insgesamt knapp 2,5 h Fahrt erreichen wir Minsk. Passend und pünktlich zu den Feierlichkeiten des Sieges der Sowjetunion über das Deutsche Reich im 2.Weltkrieg – dem Tag des Sieges. Ehe wir uns aber ins Fest stürzen, müssen die Fahrkarten für die Weiterfahrt am Nachmittag nach Gomel gekauft werden. Optimistisch, wie eh und je, trete ich an den Fahrkartenschalter und formuliere unseren Wunsch in feinstem Schul-Russisch. Die junge Frau gegenüber scheint zunächst auch zu verstehen. Allerdings überschätzt sie anschließend meine Sprachkenntnisse bei der Klärung aller möglichen Details. Ein schlichtes „ne panimaju“ (Ich verstehe nicht.) meinerseits ignoriert sie und erzählt mir sonst was. Mit Händen und Füßen werden wir uns schließlich doch noch einig. So ein Stress am frühen Morgen.
 Anschließend geht es mehrmals quer durch den mehrgeschossigen und mit Menschen gefüllten Bahnhofskomplex, um Geld (Belarussischer Rubel, 14000 BYR = 1€) abzuheben, Geld zu tauschen (eine Frage der Geduld) und schließlich die Rucksäcke für die nächsten Stunden aufzugeben. Entsprechend erleichtert begeben wir uns auf Entdeckungstour.
  Bei bestem Wetter machen Stadt und Menschen einen äußerst gepflegten Eindruck. Tausende Menschen strömen über den mit den Fahnen und Parolen geschmückten Hauptprospekt (Hat der „Papa“ fein gemacht!). Dazwischen immer wieder mit zig Orden behangene Veteranen. Für unser eins ein ungewohntes Bild und irgendwie komisch. Komisch geht es weiter, als uns ein Fernseh-Team abfängt. Die Frage nach meinen Emotionen zu diesem Feiertag beantworte ich trocken und wortkarg: keine Emotionen. Das war dann wohl die falsche Antwort, um ins Belarussische Fernsehen zu kommen. Später werden wir von duftenden Rauchwolken angezogen: Schaschlik vom Holzkohlegrill ist eine willkommene Stärkung.
Bis zur Abfahrt unseres Zug nach Gomel bleibt nun noch genug Zeit, dass ein oder andere Getränk zu sich zu nehmen. Zwischenzeitlich verzweifeln wir beinahe ob der langen Wartezeiten und teils unfähigen Kellner. Aber Contenance! Letztlich besteigen wir nämlich doch noch nett angemalt unseren Zug und finden die Liegen im Abteil überaus bequem. Nachmittagsruhe.
 Gegen Abend erreichen wir Gomel. Der Weg vom Bahnhof ist nicht weit, denn unser Hotel „Hotel Gomel“ für die kommenden 2 Nächte liegt direkt am Bahnhofsvorplatz. Nach dem Einchecken und Registrierungsprozedere machen wir uns auf die Suche nach einer Lokalität für den Abend. Da das Angebot äußerst beschränkt ist, entscheiden wir uns für eine Pizzeria („Art“ bzw. „apm“ am Prospekt Pobjedy). Wie sich herausstellt keine schlechte Wahl: ordentlich belegte Pizzen, Fassbier und ein sympathischer Schenker.

10.Mai Gomel
Ein Tag ohne Reisepläne. Lediglich das Spiel am Abend ist fix. Entsprechend zwanglos vergeht der Vormittag im Hotel, ehe uns Hunger und Durst gegen Mittag auf die Straße treiben. Dabei begehen wir zur Feier des Tages den Prospekt Lenina, die zweite große Hauptstraße vom Bahnhof aus. Aber auch dort scheinen Restaurants/Kneipen Mangelware zu sein. Lediglich ein Türkisches Restaurant fällt uns ins Auge. Von außen ein netter Laden mit einer schön bebilderten Karte. Im Inneren dann aber in Sachen Essen und Service leicht katastrophal. Gäste sind wohl sonst eher selten. Anschließend führt uns unser Weg zum örtlichen Stadion, um die Karten sicher zu haben. Und wenig später zum „richtigen“ Essen in unsere Stamm-Pizzeria.

FK Gomel - FK Dnepr Mogilev, Wyschejschaja Liga, 0:0, 2300 Zuschauer
Die Erwartungen an das heutige Spiel sind nicht die größten, sind unsere Kenntnisse über den Belarussischen Fußball doch eher beschränkt. Das Spielniveau erweist sich dann als ziemlich unterirdisch. Was auf den Tribünen abgeht, überrascht umso mehr. Eine gut bestückte Heimkurve mit Support, reichlich Material und zur allgemeinen Freude sogar mit einer Choreo. Dagegen ist der Gästeanhang mit ca. 50 Leuten natürlich chancenlos, weiß aber dennoch zu gefallen.
Dieses positive Stadion-Erlebnis wollen wir anschließend in unserer Stamm-Pizza vergolden: Wodka-Abend! Schmeckt die erste Flasche noch wunderbar, beginnen bei der 2.Flasche schon die Gedächtnislücken. Da wir ja zu dritt sind, muss es natürlich noch eine 3.Flasche sein. Das alte Lied.

11.Mai Gomel – Bobruisk
Der Morgen ist nach dem Vorabend nicht der allerbeste. Aber es muss ja weitergehen. Die Zugfahrt nach Bobruisk ist zum Glück nicht allzu lang. Die ersten Eindrücke der Stadt versprechen nicht viel. Immerhin gibt es ein paar Einkaufsmöglichkeiten und das abendliche Spiel scheint auch stattzufinden. Im reservierten Hotel angekommen und eingecheckt, machen wir schnell die Augen zu. Prädikat: Düsterste Absteige seit Jahren! Ich verzichtet von daher auf jegliche Form von Werbung.
 Nach der kurzen Ruhepause ruft die Nahrungsaufnahme. Das einzige ersichtliche Restaurant befindet sich direkt am Stadion. Die Essensqualität zeigt sich auf dem gleichen Niveau wie unser Hotel. Zum Glück gibt es Bier zur Beruhigung des Magens.
FK Belschina Bobruisk - FK Naftan Nowopolozk, Wyschejschaja Liga, 1:1, 820 Zuschauer
Im Stadion scheint man heute Krawalle zu erwarten. Zumindest, wenn man die Einlasskontrollen betrachtet: Metalldetektoren, penible Kontrolle aller Taschen, inkl. Geldbeutel. So schafft man trotz des geringen Zuschaueraufkommens eine Warteschlange. Ansonsten gibt es vom Spielbesuch nicht viel zu berichten. Nicht viel los auf den Rängen und auf dem Platz. Immerhin kann der Genuss von flüssigem Brot (Einheimische nennen es Kwas) die Regeneration unserer verbrauchten Körper fördern.

12.Mai Bobruisk – Minsk
Nach der Nacht ist die komplette Reisegruppe wieder vollständig genesen. Mit dem Zug geht es zurück nach Minsk. Im Vergleich zu dem herrlichen Wetter am Freitag, erwartet uns die Stadt heute mit grauen Wolken und Regen. Nicht die feine Belarussische Art, „Papa“. Da hätten wir eigentlich schon ein paar Schön-Wetter-Raketen erwartet. Wenn die Welt schon mal zu Gast ist.
 Mit der Metro fahren wir erstmal Richtung Herberge, inklusive Ehrenrunde – dabei gibt es nur 2 Metro-Linien. Das Hostel Postoyalets liegt dann doch nicht sooo zentral, wie gedacht: Metro-Endhaltestelle Mogilevskaya, Plattenbauten, Stadtrand. Immerhin kann das Hostel Englisch-sprachiges Personal, saubere Zimmer und heißes Duschwasser aufweisen. Mehr braucht man ja nicht. Ursprünglich war für den Frühabend der Besuch des Eishockey-„Klassikers“ Slowakei – Frankreich geplant. Den interkulturellen Kontakten einer Bekannten sei Dank, hat sich aber eine Alternative zum Sinnlos-Event ergeben: ein Treffen mit zwei Einheimischen. Zuvor gilt es aber noch den Länderpunkt beim goldenen M zu machen. Gesagt, getan. Da das Wetter weiterhin schlecht ist, verbringen wir die übrige Zeit bis zum Treffen in einer Kneipe. Schlau, wie wir sind, sichern wir uns Plätze an der Bar, nah am Zapfhahn. In Sachen Bierkonsum eine gute Entscheidung, herrscht doch tatsächlich schon wieder Bierknappheit im Lokal.
Dann ist die Zeit reif für die Völkerverständigung. Vor dem Palast der Republik treffen wir die beiden Belarussischen Damen. Unsere Motivation für eine ausführliche Stadtbesichtigung ist nicht die größte, da spielt uns das Mistwetter genau in die Karten. Dennoch drehen wir eine kleine Runde durch Gassen, die wir bisher noch nicht kannten. Viel Historisches gibt es nicht zu sehen, da die Altstadt im 2.Weltkrieg fast komplett zerstört wurde. Übrig geblieben sind eine Pflasterstraße und ein kleines Viertel. Nach gut einer Stunde spazieren im Regen schlagen wir vor, das Beisammensein in ein Lokal zu verlegen. So geht es mit der Metro zum Ploschtscha Jakuba Kolasa, wo das Restaurant „Lido“ auf uns wartet. Im Lokal herrscht Selbstbedienung, wie in einer Mensa oder Kantine. Nur ist das Essen üppiger und leckerer. Genau das richtige für uns. Da man im Untergeschoss sogar noch eine Bar findet, ist das Lokal nur zu empfehlen. Bei fettigen Leckereien, Bier und Gesprächen über Gott (bzw. „Papa“) und die Welt (bzw. Bier) vergeht die Zeit. Dazu kommt mit Marco noch ein weiterer Reisender – Chapeau und hoch die Tassen! Bei der Diskussion politischer Themen verhärten sich die Fronten irgendwann und die Damen müssen bald nach Hause. Ein komisches Ende, aber eigentlich waren die beiden nett. Zum Dank überreichen wir ihnen zwei Puffbohnen im Mini-Format.
 Da es draußen noch hell ist, kann man unmöglich schon gen Hostel aufbrechen. Also ziehen wir mit Marco und seinen Kollegen in eine weitere Gaststätte („Vasilki“), um die letzten lokalen Spezialitäten und Urlaubsbiere zu genießen. Aber alles hat ein Ende und so fühlen wir uns dann doch irgendwann bettfertig.

13.Mai Minsk – Berlin – Erfurt
Nach einer etwas unruhigen Nacht Dank betrunkener Eishockey-Fans aus Bayern und Russland, heißt es am frühen Morgen Abschied nehmen. Abschied von Bier und Wodka, Abschied von Rumpelfußball und hübschen Frauen, Abschied vom „Papa“ (Natürlich ist nicht jeder Abschied von langer Dauer!).
 Mit der Metro geht es zunächst zum Bahnhof und dann zum nahegelegenen Busbahnhof, von wo uns ein Bus zum Flughafen transportiert (Fahrdauer 1h). Nach dem üblichen Rumgammeln bringt uns schließlich ein Flieger der Belarussischen Airline Belavia zurück nach Berlin. Am S-Bahnhof Schönefeld wird nachgefrühstückt und zu Mittag gegessen – Traditionen muss man schließlich pflegen. Die weitere Heimfahrt mit dem Zug verläuft ereignisarm, sodass wir die Blumenstadt nach 10 Tagen wieder wohlbehütet, dennoch leicht erschöpft, erreichen.

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