Donnerstag, 28. April 2011

OSTern


Gründonnerstag am frühen Abend. Während sich zahlreiche Menschen auf den Weg zum Osterfest bei ihren Familien machen, besteigen auch 3 junge Männer einen Zug am Erfurter Hauptbahnhof.
Allerdings mit dem Ziel „Fussball“. Das Osterwochenende bietet ja wie jedes Jahr die Möglichkeit, ein verlängertes Wochenende dem Fussball und Reisen zu widmen. Wenn auch die kalkulierte Abwesenheit vom Auswärtsspiel der Rot-Weissen in Wiesbaden ein wenig schmerzte - der Lockruf des östlichen Mitteleuropas war einmal stärker. So ging es also mit dem Zug über Gera, Leipzig und Dresden zunächst nach Zittau. Die über 7stündige Fahrt verging bei reichlich Bier wie im Fluge und so standen wir um 1 Uhr Nachts am „Ende der Welt“. 
Da der erste Zug nach Tschechien erst am frühen Morgen fahren sollte, war eine kleine Nachtwanderung zum ersten tschechischen Bahnhof eingeplant. Die etwa 6 km liefen sich äußerst entspannt. Dazu war die Innenstadt Zittaus recht sehenswert. Der Weg nach Hradek nad Nisou führte auch durch Polen, wo an einer Tankstelle glücklicherweise die Bierreserven aufgefüllt werden konnten. Und so erreichten wir den Zielbahnhof immer noch recht lebendig und ohne größere Verschleissspuren. Irgendwann stand dann der Zug bereit und weiter ging es nach Liberec. Von dort brachten uns dann ein Luxusbus der StudentAgency, dem wohl besten tschechischen Busunternehmen, nach Prag. Aufgrund der einsetzenden Müdigkeit konnten wir den umfangreichen Boardservice leider nicht nutzen. Aber dafür blieb bei späteren Fahrten noch Zeit. Von Prag ging es dann mit einem weiteren Bus nach Brno und nach einem Umstieg zum Tagesziel Jihlava. Zur Mittagszeit angekommen, blieb bis zum Anstoss am Abend noch ausreichend Zeit. Zunächst galt es die Übernachtung klar zu machen. Die Herberge selbst war schnell gefunden, da sie sich im Gebäude des Busbahnhofes befand. Genauso schnell waren wir auch drin. Nur schien es keine Rezeption zu geben. Nach einem kurzen Telefonat wussten wir, dass es den Schlüssel in einem Einkaufszentrum geben soll. Also wieder raus. Denkste….die Tür war zu. Andere Ausgänge gab es nicht. Also mal alle Türen abgeklopft, bis eine Oma öffnete und uns schließlich wieder befreite. Glück gehabt! Wäre ansonsten kein gelungener Tourauftakt gewesen: Spiel verpaßt, weil eingeschlossen. Den Zimmerschlüssel gab es dann letztendlich in einem Möbelgeschäft. Die über 18stündige Reise machte sich auch langsam bemerkbar und so gönnten wir unseren Körpern erstmal ein wenig Mittagsschlaf. Putzmunter galt es danach die Weiterreise am Samstag zu organisieren. Nach einigem hin und her quer durch die Stadt war das dann aber alles in trockenen Tüchern und wir konnten uns dem eigentlichen Sinn der Reise widmen. Auf dem Plan stand das Zweitligaspiel FC Vysočina Jihlava gegen Sparta Praha „B“. Für 60 Kronen gab es Einlass, das Programm kostenlos dazu. Das Stadion v Jiráskově ulici ist recht sehenswert. 4 unterschiedliche Tribünen, wobei die Mini-VIP-Haupttribüne und der Neubau einer Hintertortribüne herausragen. Das Spiele bei bestem Wetter endete 5-1 für die Gastgeber. Auf dem Platz war also für Unterhaltung gesorgt. Auf den Rängen eher weniger. Ein kleiner Heimblock, ein beklopptes Igel-Maskottchen und eine Hand voll Gästeanhänger sorgten kaum für Atmosphäre. Dafür entschädigte aber das kulinarische Angebot. Ob Klobasa oder Placek (pikanter Kartoffelpuffer), dazu ein kühles Bier für 20 Kronen bzw. 25 inkl. Bringedienst. So lässt es sich leben! Nach dem Spielbesuch klang der Abend dann in einer Pizzeria tschechischer Art sehr entspannt aus. 



Am frühen Samstagmorgen hieß es dann ziemlich früh: raus aus den Federn! Mit dem Luxusbus ging es zunächst nach Brno und von dort weiter mit dem Zug gen Slowakei, nach Nitra. Den ersten Höhepunkt des Tages bildete die Musikanlage im Zug von Bratislava nach Leopoldov. Gab es zunächst die neuesten Dancefloor-Kracher auf die Ohren, folgte danach das Programm eines Klassiksenders. Feinstes Potpourie! Anschließend versüßte uns die Bahnhofskneipe in Leopoldov den einstündigen Aufenthalt mit einem feinen Gebräu. Zur Mittagszeit war Nitra erreicht. Am Bahnhof wies bereits das erste selbstgemalte Spielplakat (sehr kultig) auf das abendliche Spiel hin. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Heißt konkret: erst die Herbergssuche, dann der Fussball. Die auserwählte Herberge lag mitten im Plattenbauviertel außerhalb des Zentrums. Feine Gegend. Kaufhallen direkt vor der Tür. Was will man mehr. Ohne großes Rumgediller machten wir uns dann auf den Weg gen Stadtzentrum mit dem Ziel der Nahrungsaufnahme. Nettes Städtchen, nur keine Menschen. Nach etwas Sucherei hatten wir ein Lokalität gefunden. Allerdings schmeckt das Essen nicht allen. Aber immerhin konnte das Bier 100%ig überzeugen. Irgendwann war die Zeit soweit voran geschritten, dass wir uns auf den Weg zum örtlichen Stadion machten. Dabei sahen wir auch, wo die Einwohner ihre Freizeit verbringen: eine proppevoller Stadtpark. Wunderschön. Bei den sommerlichen Temperaturen kein Wunder. Im Stadion Štadión pod Zoborom sollte heute das Spiel FC Nitra gegen SK Slovan Bratislava stattfinden. Für 4€ gab es ein Ticket für die überdachte Haupttribüne. Insgesamt machte das Stadion einen richtig schönen, bröckelnden Eindruck. Versiffte Toiletten ohne Wasseranschluss, Grünzeug auf den Stehplatzrängen, rostige Zäune. Herrlich. Da fielen die elektronischen Eingangsdrehkreuze und Überwachungskameras echt aus dem Raster. In das Bild des Sicherheitswahns passte es dann auch, dass nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wurde. Ordentliches Essen gab es auch nicht. Somit war die Begeisterung für das Spiel trotz des sehenswerten Stadions schon vor dem Anpfiff stark getrübt. Das Spiel selbst trug dann wenig zur Besserung der Gemütslage bei. Erst der Siegtreffer und zugleich das Tor des  Tages für die Gäste in den letzten Minuten sorgte für Erheiterung. Nun ja, Fussball macht halt nicht immer Spaß. Man muss auch mal leiden ;) Zumindest sorgte der Gästeanhang für ganz ordentliche, akustische Unterstützung. Der Heimanhang glich dagegen einer einem halbherzigen Kinderchor. Also insgesamt alles nicht so pralle, wie erwartet. 

Am Sonntag führte uns der Reiseplan nach Budapest. Inklusive einem Aufenthalt in der Bahnhofskantine von Nove Zamky. Langos, Placek, Gulasch mit Knödeln und Bier zum Frühstück. Ein Traum! Die ungarische Hauptstadt empfing uns dann mit trübem Wetter und zeitweise Regen. Ganz nette Abkühlung.
Die Zeit bis zum Spiel des Tages vertrieben wir uns mit Stadienbesichtigung bzw. Bier- und Nahrungsaufnahme. Vor dem Hidegkúti Nándor Stadion trafen wir uns dann wieder und kümmerten uns um die Kartenbesorgung für das Erstligaspiel MTK Budapest gegen Ferencvarosi TC. Für 1000 Forint gab es eine Karte. Aber nur unter der Voraussetzung, dass man Besitzer einer Fancard ist. Also noch mal 600 Forint drauf. Was allerdings der Sinn einer Fancard ohne jegliche Registrierung ist, blieb uns verborgen. Also für umgerechnet 6,50€ rein in die gute Stube. Wieder ähnlich rustikal wie in Nitra. Sehr schön. Das Highlight befindet sich allerdings außerhalb des Stadions: eine richtig feine Tribüne mit viel Holz, hinter der Gegengerade (Sport utcai stadion). Muss man gesehen haben. Aber zurück zum eigentlichen Ort des Geschehens. Das gastronomische Angebot war ziemlich in Ordnung: Fettbrote mit Zwiebeln und Paprika. Bier gabs auch. Und zur Feier des Tages kam pünktlich zum Anpfiff auch noch die Sonne raus. Herrlich. Das Spiel war dann recht unterhaltsam und endete mit einem 3-1 Auswärtssieg. Stimmungstechnisch hatten die Gäste auch einiges geboten und ein klares Heimspiel. Von Seiten der Heimanhänger gab es zu Spielbeginn eine kleine Choreo, aber während des Spiels nicht mehr als ein paar „MTK“-Rufe. Insgesamt ein recht unterhaltsamer Fussballabend, bei dem wir uns auch mit dem Sonnenblumenkern-Essen während des Spiels versuchten. Wie man die Dinger knackt, ohne das Spiel aus den Augen zu verlieren, müssen wir allerdings noch lernen. Der Abend klang dann bei Bier, Bier und Bier im Hof unserer Herberge aus.  Die anderen Gäste werden sich über die Unterhaltung definitiv gefreut haben.
 
Montagmittag ging die Fahrt dann weiter zur letzten Station: Wien. Die dreistündige Busfahrt war zunächst ziemlich langwierig, aber dank des einen oder anderen Biers letztendlich erträglich. Nachdem das Gepäck verstaut und das Hungergefühl bedient waren, blieb noch etwas Zeit für einen Bummel durch die Innenstadt. Was soll man sagen, entweder mag die Ösis oder man mag sie nicht. Zum Glück waren wir nur für eine absehbare Zeit und zwecks Fussball hier. Mit unserem Besuch wollten wir den FC Trenkwalder Admira Wacker Mödling im Spiel gegen Cashpoint SCR Altach beehren. Das Spitzenspiel der „Heute für morgen“-Liga (2.Liga), 1. gegen 2.. Kommerzialisierung olé! Die Fahrt mit der Stadtbahn nach Maria Enzersdorf war dann schier endlos. Bei der Erleichterung an einem Gebüsch nach der Ankunft kamen wir dann gleich in Kontakt mit der örtlichen Polizei. Wildpinkeln soll 20€ kosten. Aber die Herren beließen es bei einer Ermahnung. Das gesparte Geld investierten wir dann direkt in den Eintritt (10€ Haupttribüne) und die Stadiongastronomie (3,20€ das Bier, 3,00€ die Wurst). Eben so, wie das von einem Fussballkonsumenten erwartet wird. Das Spiel im ganz netten Trenkwalder Stadion endete 1-1. Stimmungstechnisch war es für die 2. österreichische Liga wohl ganz in Ordnung. Beim Tor der Heim-„Kampfmannschaft“ gab es sogar ein Bengalo zu beobachten. Also auch was dabei für die Pyro-Freunde. Mit dem Abpfiff war diese Reise dann fussballtechnisch  beendet. Das Kommando hieß nun „Zeit totschlagen“. Bis zur Abfahrt des Zuges gen Erfurt galt es fast 9 h zu überbrücken. Im Nachhinein verging die Zeit ganz gut. Dank einem Opernkonzert auf Leinwand, McDonalds-Hopping, Bier suchen und trinken sowie allgemeinem Rumgammeln. So war auch die 10stündige Heimfahrt im Zug kein Problem mehr. Außer für feine Nasen natürlich. Fazit: 4 Spiele an 4 Tagen in 4 Ländern. Viel gesehen, Menschen wie auch anderes. Tschechien bleibt das Fussballland Nr. 1!

Mehr Impressionen gibt es hier.

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