Mittwoch, 4. Mai 2011

Herzschmerz ohne Ende

Wenn sich Scharen von angetrunkenen und kreischenden Frauen an einem Ort versammeln, ist das meist kein Zufall.
Dann ist entweder Karneval oder ein "Sexsymbol" in der Stadt.
Am gestrigen Abend war zweiteres der Grund. Genauer gesagt der deutsche David Hasselhoff. Matthias Reim.
"Verdammt ich lieb dich" zerprengt die Mauern in den Köpfen der Menschen genauso wie "Looking for Freedom". 

Trotz aller Berühmtheit des Künstlers wirkte das Umfeld der Messehalle vor Konzertbeginn seltsam ruhig.
Auch im komplett bestuhlten Veranstaltungssaal deutet nichts auf eine Explosion der Gefühle hin - alle saßen brav auf ihren nummerierten Plätzen.
Der Weg ins Innere war jedoch leicht steinig.
Die Nennung meines Namens an der Abendkasse bewirkte bei den anwesenden Damen zunächst nur fragende Blicke und arrogantes Schulterzucken. Dabei sollte das edle Sternburg in meiner Hand doch mein Ansehen heben, oder?!? Und dazu trug ich nicht mal eine Jogginghose. Nach wenigen Minuten des Schweigens und gegenseitig dumm Anguckens war mein Name doch auf der Gästeliste gefunden. Und die Laune der Dame schwenkte um in fast euphorische Freundlichkeit. Merkwürdig.

Genauso extrem schnell wandelte sich auch die Stimmung im Saal.
Als die Beleuchtung erlosch und die ersten 80er Jahre Rock-Töne erklangen, begann die Begeisterung ihre Grenzen zu erklimmen. Tanzwütige Frauen stürmten von den Rängen Richtung Bühne, schön mit Sektchen in der Hand. Ein erheiterndes Bild, dass von den überaus bequemen Klappsitzen nett zu beobachten war.
So fühlte sich das ganze weniger wie ein Konzert an. Eher wir ein riesiges Theaterstück mit tausenden Schauspielern.
Rockige Lieder wechselten sich dann mit schmalzigen Balladen ab, unterbrochen von kleinen Geschichten aus dem Leben des Matthias R. und emotionalen "Matze"-Rufen.
Überhaupt scheint der Herr sein Leben nur in der Kneipe bei Bier und Zigaretten zu verbringen. Gedanklich bei der Frau seines Herzens. Sieht man sein Gesicht dann mal in Großaufnahme auf der Leinwand, wirkt das Ganze auch durchaus glaubwürdig.
Ohne die künstlerische Leistung in Frage zu Stellen, fällt es schon schwer Texte, Musik und Show ernst zu nehmen.
Und das sage ich als beständiger Verbotene Liebe-Gucker...
Zur Erholung der größteils reifen Herzen bzw. zur Beräucherung der Lungen gab es sogar eine 20minütige Pause. Sehr rücksichtsvoll. Über die Pause wird sich wohl auch der ein oder andere Ehemann gefreut haben, der von seiner Gattin zu diesem Konzertbesuch gezwungen wurde. Zumindest wirkten einige Paare so.
So sah das wohl auch die Mehrzahl der Erfurter, denn die Messehalle war maximal zur Hälfte besetzt. Gut, vielleicht lag es auch an den Preisen von 40 bis 60 Euronen.

Fazit: In Anbetracht der Kostenneutralität dank Gästelistenplatz bot der Abend insgesamt doch sehr gute Unterhaltung.

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