Montag, 22. August 2011

Thoska und ich - eine Hommage

Nach fünf Jahren endet nun bald eine bis dahin nie dagewesene Ära der Zweisamkeit.

 Das Schicksal, oder besser der Lauf des Lebens, wird mir meine Thoska entreißen und damit eine große Leere hinterlassen - nicht nur in meinem Herzen, vor allem in meinem Geldbeutel.
Als wir uns kennenlernten war sie jung und schön. Heute ist sie blass und zerkratzt. Das Leben an der Seite (oder in der Hosentasche) eines Studenten hinterlässt seine Spuren.
Der Abschied hat sich angedeutet: seit zwei Monaten schon wird Thoska durch ein schnödes Stück Papier mit dem Aufdruck „Vorläufiger Studentenausweis“ (wie jugendlich das klingt) ersetzt. Aber wie so oft, kommt das Ende dann doch überraschend.
Fünf Jahre lang waren wir unzertrennlich. Im Bus, in der Straßenbahn, im Zug, in der Mensa oder Cafeteria, im Nachtleben, beim Fussball, manchmal sogar in der Bibliothek. Immer war sie für mich da, in guten wie in schlechte Zeiten. Gut, nicht immer. Einige Male habe ich sie rücksichtslos zurückgelassen. Ich Egoist. Aber darauf folgte die Strafe meist zugleich, z.B. durch missbilligende Blicke der Kassiererin in der Mensa („Na, wieder mal den Studentenausweis vergessen!?“), einen Strafzettel des Fahrkartenkontrolleurs oder eine Verweigerung des ermäßigten Eintritts in die Rose.
Auch im Ausland fand Thoska ihre würdige Anerkennung. In der Schweiz ermöglichte sie mir zum Beispiel mehrmals ermäßigten Eintritt zum Fussball. Es gäbe achttausende Geschichten zu erzählen. 
Aber was hilft es, in der Vergangenheit zu versinken.
Thoska, ich danke dir! Für deine Treue, deine Ausdauer! Ich werde dich nie vergessen! Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.

Nach so viel Pathos zurück in die Realität: mit der Thoska kann ich ja durch ganz Thüringen reisen und das, so ist mir zuletzt bewusst geworden, gilt es doch auf die letzten Tage hin noch entsprechend zu nutzen. 
In Verbindung mit meinem Interesse für den Fussballsport ergab sich also die Parole: Thüringens Sportstätten entdecken. 
Ganz weit oben auf der Wunschliste stand dabei Westthüringen mit Bad Langensalza, Leinefelde, Mühlhausen und Heilbad Heiligenstadt. Allesamt nette Anlagen. Mal war das Wetter gut, mal schlecht. Mal schmeckt die Wurst, mal weniger.
Eher zufällig, je nach Spielansetzung, fanden sich die weiteren Orte. So führte mich die Entdeckungstour u.a. auch nach Hopfgarten zu einem Alt-Herren-Spiel. Hopfgarten, dieser unscheinbare Haltepunkte auf der Bahnstrecke Eisenach-Halle, beherbergt einen auf dem Berg gelegenen Sportplatz mit einem herrlichen Panoramablick in das Thüringer Becken.
Insgesamt dreimal landete ich in Arnstadt. Beim ersten Besuch benötigte ich fast 1,5 Stunden, um das auserwählte Spiel zu finden. Auf der Suche lernte ich schon mal alle relevanten Sportplätze der Stadt kennen. Also sehr praktisch das Ganze. Mein zweiter Gastauftritt fiel richtig gut ins Wasser – Dauerregen ohne Ende. Zum Glück konnte man sich in einem Zelt unterstellen. So war die Sicht aufs Spielfeld zwar stark eingeschränkt, aber bei einem C-Junioren-Testspiel konnte man wohl nicht viel verpassen. Der dritte Besuch war dann fast perfekt: Sonne und lecker Rostbrätl. Nur das Bier war ein bisschen warm.
Das absolute Highlight der vergangenen Wochen war ein Spiel in Saalfeld. Ziemlich durchnässt vom Spiel in Arnstadt (s.o.) in Saalfeld angekommen, klärte mich mein Begleiter erstmal auf, dass heute nicht der VfL 06, sondern der FC Lokomotive Heimspiel hat. Diese Erkenntnis hat mir wohl einiges an Rumirren durch die Stadt auf der Suche nach dem richtigen Spielort erspart. Die Heimstätte des FC Lok war dann der absolute Hammer: aus dem Nichts steht da auf einmal eine feine Holztribüne. Dazu gab es frisch gezapftes Bier, Würste vom örtlichen Fleischer und für die Kaffeetanten sogar Erdbeertorte mit Sahne. Und ein richtiges spannendes Spiel, das seinen Sieger erst in der Verlängerung fand. Menschenherz, was willst du mehr?!?
Beim Ausflug nach Greiz („Die Perle des Vogtlands“) entdeckte ich, dass die Stadt gar zwei Schlösser besitzt. Der Weg zum örtlichen Sportplatz war recht außergewöhnlich: ein kleiner Trampelpfad durch einen tiefen Wald. Da kamen direkt Erinnerungen an die allwöchentlichen Wochenendwanderungen in Kindheitstagen hoch.
Auch Weida („Die Wiege des Vogtlands“) wusste durch ein kulturelles Gebäude zu überraschen: die Osterburg. Mir bleint wohl der schier endlose Weg, bergauf und bergab, vom Bahnhof am einen Ende der Stadt bis zum Sportplatz am anderen Ende in ewiger Erinnerung.
Die vorerst letzte Reise führte mich nach Bad Berka, von wo es nur zu berichten gibt, dass die örtlichen Wespen ganz schön groß und aggressiv waren.

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