Dienstag, 18. Januar 2011

Die Reise zum Ostpol

Wenn das Wochenende seine Pforten schon Mittwochmittag öffnet, sollte man diesen Überschuß an Freizeit unbedingt nutzen. 
Losgelöst von allen Spielplänen (zunächst zumindest) entschied ich mich für einen Ausflug nach Dresden. Die Herbergsmutter Franziska, meine England-Lettland-Weggefährtin,  hatte auch nichts dagegen und so ging es Mittwochabend mit dem Schnellzug gen Osten. Die Bahn war bei Abfahrt und Ankunft übrigens pünktlich auf die Minute. Nachdem ich Franziskas Kaufladen dank massiver Werbung (deswegen bleibt das Unternehmen hier unbenannt) problemlos gefunden hatte, ging es nach einem kurzen Zwischenstopp in der Kaufhalle in die Herberge. Dort endete der Tag dann sehr entspannt nach Mitternacht in der WG-Küche. Die Entspannung war nach meiner harten 20h-Arbeitswoche aber auch dringend notwendig.
Passend zur Stimmung, die Beschreibung eines Bieres:
„Frisch wie die Freude,
aromatisch wie ein schöner Sommertag
und so schwarz, dass sich die Sterne im Glase spiegeln.“

 
Der Donnerstag begann mit einem ausgiebigem Frühstück, welches aber aufgrund der Abenteuerlust irgendwann sein Ende fand. Schließlich galt es das Elbflorenz zu entdecken! Ziemlich zügig waren dann die bekannten Gebäude, wie Zwinger und Frauenkirche, abgehakt, so dass es uns dann weiter zum Wasser zog. 
Dem schlechten Wetter sei Dank, war das Terrassenufer der Elbe relativ menschenleer und somit genug Raum gegeben, um die Landschaft zu genießen. Herrlich. Irgendwann meldete sich dann die Müdigkeit, weshalb es bis zum Blauen Wunder mit dem Öffentlichen Personennahverkehr weiter ging. Die Brücke ist wahrscheinlich ein Traum für jeden Statiker, aber auch aus meiner Sicht als sehenswert zu bewerten. 
Jedenfalls gab es auf der anderen Uferseite dann erst mal eine kleine Pause in einem Kaffee und eine Stärkung in Form von Tee und Gulasch. Schließlich wollten wir ja noch den Berg zum Weißen Hirsch erklimmen. Dies geschah dann allerdings mit einer nostalgischen Standseilbahn. Schöne Touri-Attraktion. Mit Mitte 20 kann man sich das schon mal gönnen, finde ich.
Vom Berg sollte es dann hinab zu den Elbschlössern gehen. Aber die einsetzende Dunkelheit und die nicht enden wollende Faulheit brachten uns dazu, einen kürzeren Weg zu gehen. Dieser wunderbare Weg durch verschlafene Straßen führte uns direkt an die Elbe. Nach links war der Weg dann schon überflutet. Also blieb nur die Flucht nach rechts. Schön bei Dunkelheit durch den aufgeweichten Boden, man könnte auch Schlamm sagen. Irgendwie hatte das Hochwasser aber auch was Beruhigendes an sich. Nach geraumer Zeit war dann eine Strassenbahnhaltestelle erreicht und die warme, trockene Herberge nicht mehr fern.
 Nach dem Abendessen und einer kurzen Ruhezeit rief schon wieder das Leben vor der Haustür. In der Dresdner Neustadt galt es ein Kneipenkonzert zu besuchen. Als wir dann die Örtlichkeit betraten, namentlich Ostpol, und ich das gemütlich nostalgische Ambiente sowie die charmanten Bierpreise sah, war die Müdigkeit verschwunden. Der geschundene Körper wurde für seine Leidensbereitschaft anschließend mit reichlich Bier belohnt und verwöhnt. Handgemachte Musik (Krachgarten) und nette Menschen trugen zudem zu einer sehr schönen Zeit bei.
Später wechselten wir dann noch das Lokal, um das Tanzbein ein wenig zu schwingen. Von Marusha bis hin zu irgendwas anderem war für jeden Geschmack was dabei.
Irgendwann war dann unter den Mitmenschen die Motivation, mit der Bahn nach Hause zu fahren größer, als noch weitere Stunden zu bei Bier und Musik zu verweilen.
Schade nur, dass wir die Bahn knapp verpaßten. Die einzigste Alternative zu einer Stunde Warten war das Laufen. Na gut. Ich bin ja schon oft genug von irgendwo in mein Bett gekommen. Aber der Weg war dann doch länger als gedacht (und gesund). Doch ganz schön groß dieses Dresden.  Ich glaube, im Endeffekt waren es dann über 1,5 h und das Bett war dann so weich wie lange schon nicht mehr.
Dank dieser nächtlichen Anstrengung, verlief der Freitag zunächst schlafend, ehe der Hunger zum Aufstehen motivierte. Und was soll ich sagen...nach dem Besuch der Mensa der TU Dresden hat sich das Aufstehen wirklich gelohnt. Der Laden ist an Dekadenz nicht zu überbieten: es gibt u,a. Sushi und sogar eine Frau, die am Geschirrband darauf achtet, dass Teller und Besteck auf dem Tablett auch richtig angeordnet sind.
Nach dem Essen rief dann die Bildung. Franziska hatte eine Vorlesung und da meine letzte Hörsaalvorlesung schon über 1 Jahr her war, wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Man beachte, es war schon Freitag Nachmittag. Trotzdem war der Hörsaal so gut besucht, dass nur in der 2.Reihe noch Platz war. Toll. Die Veranstaltung „Grundlagen der Hydrologie“ hatte heute das Thema „Die Schneedecke“. Nur mal ein paar Schlagwörter, die mich nachwirkend berührten: windbedingter Schneetransport, Evaporation, Nebel frißt Schnee!
Nachdem die Aufgaben Ernährung und Bildung nun erfüllt waren, verlangte der Körper wieder nach Schlaf.
Am frühen Abend erwacht, lockte uns noch mal die Innenstadt. Und es sollte sich lohnen...
Der Semperopernball fand statt. Toll, wie die ganzen Bonzen im Scheinwerferlicht über den roten Teppich in die Oper stolzieren und der Pöbel davor das Geschehen auf einer Leinwand verfolgen darf. Absolutes Highlight war dann der Auftritt von Gotthilf Fischer mit seinem „Hoch auf dem gelben Wagen“. Ja, der alte Mann, der mal auf der Loveparade mit Ecstasy vergiftet wurde. An diesem Tag kam allerdings keine hypermäßige Stimmung auf, weshalb wir den Rest des Abends in einem Pub verbrachten.
Am Samstagmorgen hieß es dann wieder Abschied zu nehmen (Tausend Dank, Franziska!) und zurück in den Alltag!
Auf der Heimreise nach Erfurt galt es allerdings noch einen Sportplatz in Grimma zu beehren. In Sichtweite zum Hochwasser der Mulde spielten Lok Leipzig und Meuselwitz vor 236 Zuschauern 1-2.
Ein Highlight gab es an einer Schule zu betrachten:
Immer bereit zu Lernen – für Frieden und Völkerverständigung!

3 Kommentare:

marco hat gesagt…

mensch, da hätteste ja mal bei Ali vorbeischeien können ;-)

Markus hat gesagt…

ja, die idee hatte ich auch.
aber die zeit verging zu schnell.

Anonym hat gesagt…

hey, ich bin auch in dresden!

nur weil wir hier am hintersten zipfel sind, könnt ihr ruhig auch mal vorbei schauen.

btw: in dieser dekadenten mensa geh ich immer essen!

nu, bis denn

evy