Mittwoch, 27. Juni 2012

Damals: Inter-/ Nationale Verbrüderung

Ein weiterer Bericht aus dem Jahr 2005. 
Zu der Zeit, als ich der Deutschen Nationalmannschaft noch "anhing" und wo man noch nicht Mitglied in einem Limonaden-Fanclub sein musste, um Karten für ein Auswärtsländerspiel auf offiziellem Wege zu bekommen. 
Kurz gesagt, ein Bericht von damals.

Endlich wieder mal eine Fussballfahrt ins Ausland. 
Dieses Mal ging es nach Rotterdam, Holland. Aber nicht alleine, sondern mit einem Reisebus voller Anhänger von Dynamo Dresden. 
Am Dienstag, den 16.08, begann die Reise am Möbel-Höffner in Erfurt, wo ich als einziger Nicht-Dresdner zusteigen sollte. Ich muss sagen, dass ich deshalb schon ein paar Bedenken hatte. Im Nachhinein waren diese völlig unbegründet. Zum einen war der Bus nicht mal halb voll und zum anderen waren die Mitfahrer ein bunt gemischter Haufen, sowohl alters- als auch gesinnungsmäßig. 
Nach einer entspannten Busfahrt erreichten wir gegen 18 Uhr Schiedam, einen Vorort von Rotterdam, wo für die beiden kommenden Nächte unsere Betten in einem Hotel reserviert waren. Dort ging es zunächst um die Zimmerverteilung: mein Zimmerkollege, ungefähr mein Alter, Getränke-Händler und natürlich ein Dynamo. Im Hotel war neben uns auch noch eine Busladung Hallenser eingebucht, was meinen Zimmernachbarn weniger erfreute... 
Am späteren Abend ging es in die City von Rotterdam. Dort trafen wir dann auch gleich zwei Größen der Deutschen Fussball-Mafia (Werner Hackmann und Michael Meier), aber ohne jeglichen direkten Kontakt. Wen wundert das bei dem Anblick einer Horde Dynamo-Anhänger... 
Vorbei an vollgemüllten Plätzen und vielen Häusern trieb es uns in ein Restaurant. Erstmal die Holländische Küche kosten: Wiener Schnitzel mit Pommes, lecker! Später ging es wieder zurück ins Hotel. Und was macht man mit einem angefangenen Abend? Man lässt ihn an der Hotelbar ausklingen. 

Am nächsten Morgen begrüßte uns ein ausführliches Frühstück. Gut gestärkte machte ich mich mit drei Dresdnern auf Weg, das beschauliche Schiedam zu erkunden. Nach einem längeren Fussmarsch war das Zentrum gefunden. Ein bisschen umgeschaut, was es in Holland so zu kaufen gibt. Letztendlich wurden wir in einem Supermarkt fündig: Dosenbier! 
Auf dem Rückweg zum Hotel wurde dann entsprechend dem "Verbot des Verzehrs von Alkohol in der Öffentlichkeit" getrotzt und das Dosenbier genossen. Ich meine, es war warm und wir mussten noch ein Stück laufen, da schmeckt selbst Holländisches Bier. Vom Hotel ging es dann nach dem Mittag Richtung Hafen, wo eine Hafenrundfahrt auf dem Programm stand. Auf der Fahrt fragte mich eine ältere Frau ernsthaft "Are you a supporter of Germany?". Nee, ich renn natürlich nur so zum Spass mit Deutschland-Trikot durch die Kante. 
Nach der kulturellen Betätigung fuhr uns der Reisebus nach "Ahoj", dem Messsezentrum Rotterdams. Dort wurden alle Deutschen gesammelt und mit Bussen zum Stadion kutschiert. Es herrschte also totale Trennung von den Holländern. 

17.08.2005 Holland - Deutschland 
Im Stadion zeigte sich ein genau gegenteiliges Bild: völliger Freilauf! So hatte ich die Möglichkeit rund ums Stadion zu spazieren und alle Ecken auszukundschaften. Dann das erste Problem: Wie komme ich an den Fanartikelstand, der nur außerhalb des Stadions auf Seiten der Holländer zu finden war? Die Lösung beschäftigte schlußendlich mal eben so drei Menschen von der Sicherheit, mit dem Ergebnis,dass ich gegen Abgabe eines Pfandes kurz zum Verkaufsstand durfte. Es hat sich also gelohnt, mein Problem dreimal ausführlichst zu erläutern. Wenig später ergab sich Problem Nr.2: Wie bekomme ich eines der Programmhefte, die nur in den Heimblöcken auf den Sitzen lagen? Nach einigem Herumgucken und -fragen hatte ich aber einen Ordner in meinem Alter überreden können, mir doch mal schnell ein Programm aus dem Block zu holen. 
So langsam rückte der Anpfiff näher und das Stadion füllte sich mehr und mehr. Jetzt weiß ich, was Augenkrebs bedeutet: alles in orange. Zudem wurde ein recht extremes Musikprogramm abgespielt: erst Jantje Smith (der neue Heintje) live und dann Techno bzw. Ballermann-Musik. Die Holländer natürlich kollektiv am Ausrasten, wie so ein paar dressierte Affen. 
Zum Spiel nur so viel: als Deutschland nach dem 0:2-Rückstand noch den Ausgleich schaffte, haben die Holländer ziemlich blöd geguckt. 
Nach dem Spiel gab es dann eine einstündige Blocksperre. Dieser Schwachsinn. Aus dem Stadion raus durften wir weiter warten, um in einen der Busse zu kommen, die zurück nach Ahoj fuhren. Da immer nur 3 Busse geschlossen fuhren, hat sich das ganze Prozedere entsprechend in die Länge gezogen. 
Irgendwann kamen wir dann doch im Hotel an und es ging direkt in die Koje. Es war schon ein bisschen anstrengend, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und sich zum Abschluss nochmal 2 Stunden die Beine in den Bauch zu stehen. 

Am nächsten Morgen wurde ausreichend gefrühstückt, bevor es mit dem Bus wieder Richtung Heimat ging. Gleich nach Abfahrt fiel einigen von uns auf, dass doch einer fehlt. Aber Reiseleiter und Busfahrerin hatten durchgezählt und keinen Verlust festgestellt. Wieder auf deutschem Boden gab es dann doch die Bestätigung unserer Vermutung: einer hatte verschlafen und war also noch in Rotterdam. Aber zum Glück für ihn gab es ja noch den Bus aus Halle, der ihn dann irgendwie mitnahm. Ich dagegen erreichte Erfurt am frühen Abend problemlos und wenig später auch das heimische Gefilde, Dank dem väterlichen Fahrdienst.

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